Volltext: Die Front in Tirol

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Am deutlichsten empfand ich das auf der Sohle einer 
dunklen Talenge, die man eher schon eine Schlucht nennen 
könnte, wo eins unsererSperrforts denbesonderenAppetit 
der italienischen Granaten erweckt hatte. Der verflossene 
Bundesgenosse sandte uns auf die enorme Distanz von 
zehn Kilometer nicht weniger als 145 Geschosse herein, 
von denen jedes 380 Kilogramm wog und 1 Meter 20 
Zentimeter hoch war. Diese netten Ungetüme kommen 
mit einer merkwürdig brummigen Gelassenheit herein, 
ihre Luftreise ruft im Verein mit dem stets dienstbereiten 
Echo ein höchst charakteristisches Gepolter wach und die 
Offiziere pflegen hier zu sagen: „Der Stellwagen kommt." 
Ihren Donnergang vollenden sie dann allerdings mit 
einem wahrhaftigen Höllenkrach und einem ganz un¬ 
bändigen Geheul und Gepfeife, da ja Sprengstücke von 
Meterlänge herumfliegen, von denen jedes sich auf seine 
Art musikalisch auslebt! Das geschieht in einer kaum 
fünfzig Meter breiten, von tannendunklen Hängen um¬ 
faßten Sperre, wo es weder für die eilfertigen stählernen 
Gäste, noch für die nachdenklichen Wirte ein Enteilen 
gibt — und geben darf. Eine dieser Satanspillen war 
wie eine wilde Hummel an die rechtsseitige Talwand 
aufgeflogen, dann auf die linksseitige übergesprungen 
und hierauf, ohne zu krepieren, in zierlichem Bogen 
mitten im Bache gelandet, wo ich ihr dann einen Besuch 
abstattete. Sie lag, in die Bachkiesel eingebettet, so 
harmlos da, als hätte sie nur scherzen wollen, ließ sich den 
blanken Stahlleib von den Wellen kühlen und spielte Idyll.
	        
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