Volltext: Ein Volk in Waffen

Auf dem Tisch in der Kanzlei standen Zigarren und Zigaretten 
und rin brennendes Licht. Hier wurde die Unterhaltung lebhaft 
fortgesetzt, in Ernst und Scherz, Erzählungen von Kriegsgreueln 
und lustige Anekdoten wechselten ab, bis der Kaiser sich verab¬ 
schiedete, mir eine glückliche und lehrreiche Reise wünschte und in 
seine Zimmer hinaufging, wo gewiß ganze Berge von Papieren 
und Briefen, Rapporten und Telegrammen ihn erwarteten. 
Alles Gerede, daß der Kaiser unter dem Krieg gealtert sei, 
daß der Krieg mit all seiner Mühe und Unruhe seine Kräfte und 
seine Gesundheit verzehrt habe, ist Dichtung. Sein Haar ist nicht 
stärker ergraut als vor dem Krieg, sein Gesicht hat Farbe, und 
er ist so wenig abgezehrt und mager, daß er im Gegenteil von 
Leben und Kraft strotzt. Ein Mann von Kaiser Wilhelms Art 
ist in seinem Element, wenn die Macht der Verhältnisse ihn 
zwingt, alles was er besitzt und vor allem sich selbst zum Nutzen 
und zur Ehre seines Reiches einzusctzen. 
8» Zur fünften Armee. 
neue Begleiter, den mir General Moltke für die Fahrt 
in das Hauptquartier des Kronprinzen gegeben hatte, hieß 
Han- von Gwinner und war ein Sohn des großen Bank- und 
Bagdadbahndirektors in Berlin; lebhaft und energisch lenkte er 
selbst sein Automobil. Bald saß ich an seiner Seite, während 
der uns begleitende Soldat im Wagen Platz nahm. 
In strömendem Regen ging es aus der Stadt hinaus. Der 
Weg war schlüpfrig, aber wir fuhren mit rasender Geschwindig¬ 
keit. Wir waren spät ausgebrochen und wollten noch vor Anbruch 
der Nacht ans Ziel kommen; sonst war man nicht sicher vor 
Franktireurs. Bei der fünften Armee hatte man neulich eine« 
Trupp Franktireurs gefangen genommen und ohne Pardon er¬ 
schossen. 
Unser Weg führt nach Westen. Gei Redingen überschreiten 
wir die Grenze von Französisch-Lothringrn. „Karabiner laden", 
ruft der Leutnant hastig dem Soldaten zu. Ich sehr mich un- 
Hedtn. Ein Bolk in Waffen. 
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