Volltext: Ein Volk in Waffen

ihres Zornes über einen andern ausleeren, der mehr zu fürchten 
ist. Aber alles, was Verleumdung, Feigheit und Weiberklatsch 
ausdenken kann, ergießt sich über fein Haupt. Seine Absichten 
werden verdreht, feine Worte mißdeutet, feine Handlungen zu Ver¬ 
brechen gestempelt. Aber in ganz Deutschland, im ganzen deutschen 
Heer erklingt sein Lob. Bei den Feldgottesdienften und in allen 
Kirchen Deutschlands, an Wochen- und Feiertagen wird brünstig 
für sein Wohlergehen gebetet. „Magst ruhig sein!" können die 
Soldaten ihrem Kaiser sagen; und sie ihrerseits wissen, daß er 
niemals seine Pflicht versäumt, und daß er nie zurückweichen wird, 
ehe Deutschlands Zukunft gesichert ist. 
Es ist kein Kaiser Karl V., kein Imperator, der in die Kanzlei 
tritt. Es ist ein Offizier in der denkbar einfachsten Uniform, 
einem kurzen, graublauen Waffcnrock mit doppelten Knopfreihen, 
dunkeln Beinkleidern und gelben Feldstiefeln. Nicht einmal das 
kleine schwarz-weiße Band des Eisernen Kreuzes schmückt ihn. 
Aber es ist eine fesselnde und gewinnende Persönlichkeit, ein höf¬ 
licher und freundlicher Weltmann. Seine scharfe Auffassung und 
sein glänzendes Charakterisierungsvermögen verraten den Beob¬ 
achter und Künstler, sein kluges Sprechen den Staatsmann, seine 
energische Haltung, seine ausdrucksvollen Bewegungen und präch¬ 
tigen Schlachtenschildernngcn den Feldherrn, sein verbindliches Wesen 
Bescheidenheit und Menschenfreundlichkeit, und seine männlichen, 
befehlenden Worte den Herrscher, der an Gehorsam gewöhnt ist. 
Glücklich das Volk, das besonders in unruhigen Zeiten einen 
Herrscher besitzt, der das Vertrauen aller genießt, und an dessen 
Beruf niemand zweifelt. 
Aber es ist auch ein Paar Augen, die eine wunderbar magne¬ 
tische Kraft haben und alle fesseln, sobald der Kaiser hereintritt. 
Es ist, als würde der ganze Raum heller, wenn man den ruhigen 
blauen Augen des Kaisers begegnet. Seine Augen sind merk¬ 
würdig ausdrucksvoll. Sie erzählen vor allem von unerschütterlicher 
Willenskraft und eiserner Energie. Sie erzählen von Wehmut 
über die Blindheit derer, die nicht einsehen wollen, daß er nur 
so
	        
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