Volltext: Ein Volk in Waffen

sein Andenken nicht besser feiern als dadurch, daß sie ihre Pflichten 
im Dienst der Menschenliebe erfüllen und die Qualen der Ver- 
wundeten lindern. 
Die Chorfenster bekommen Farbe. ES tagt draußen. Die 
Gemeinde singt ein deutsches Lied zu Ehren des heiligen Franzis¬ 
kus. Ein Bruder tritt an den Altar heran und klingelt ein 
paarmal mit einem kleinen Glöckchen. Ich kann meine Augen 
nicht von diesen Brüdern und Schwestern abwcnden, die von den 
Schlachtfeldern und Lazaretten gekommen sind, und deren Gedanken 
sich nun so friedlich um den Namen des großen Heiligen sammeln. 
Wie sind sie davon ergriffen, wie andächtig machen sie das Zeichen 
des Kreuzes. Auf einem stimmungsvollen Gemälde im Chor gegen¬ 
über schaut der Gekreuzigte von der Höhe seines Leidens auf die knien¬ 
den Gestalten herab, „Der omnia saecula saeculorum." — „Do¬ 
minus vobiscum." — „Gratias agimus Domino, Deo nostro."— 
„Unus est Deus, unus est Dominus." Und das Glöckchen läutet 
wieder, und der Weihrauchkeffel schwingt in seinen Ketten, und es 
ist, als träten die Jungfrau und die heilige Helena aus den 
Wolken um den Altar hervor und kämen uns allen näher! 
Die dienenden Brüder grüßen sich, indem sie sich gegenseitig 
die Hände auf Schultern und Haupt legen. Das Abendmahl 
wird an die Gemeinde ausgeteilt, und wieder erklingt der stete 
Refrain „Der omnia saecula saeculorum". Und man denkt an 
all die Tapferen, die draußen in den Schützengräben sterben, und 
an die Blüte männlicher Jugend zweier edlen Nationen, die dem 
Granatfeucr geopfert wird. Bielleicht waren die Gedanken der 
Nonnen und Mönche stärker ergriffen von den unruhigen Ereig¬ 
nissen, die jetzt die Welt erschütterten, als von dem Frieden, der 
den Namen des heiligen Franziskus umschwebte. Sie gedachten 
all der Soldaten, dir in ihrem Beisein gestorben sind. Es ist 
schwer, zu sterben, wenn man jung und stark ist und das ganze 
Leben noch vor sich hat! Aber ewige Ehre verdienen die Männer, 
die sich fürs Vaterland opfern, und ihr Andenken soll lebendig 
bleiben „per omnia saecula saeculorum". 
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