Volltext: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde 1928 (1928)

Katharina: 
Hast die Post ja getan! 
(wieder ruhiger): 
Geschehen ist was? * 
Frißt das Kraut noch der Has? 
Das Heu schlampt die Kuh? 
Lassen d' Flöh dich in Ruh? 
Katharina: B8 
Beschehn tut gar viel. 
Jedes Ding hat sein Ziel 
Jeder Tag hat sein End. 
Bott alles gut wend. 
Katharina: 
Sollst allzeit schön fahren! 
Die Schlange, die häut't sich 
Der Brunnen muß sparen, 
die Wolke vergeud't sich. 
Peter: 
Allzeit zu zweit, 
gibt Zwietracht und Streit 
Ich brauch keinen Pfarr! 
Es heirat't der Narr. 
(Die Hexe tritt aus dem Flur; bloßfüßig; 
jung; tierhaft; wie umleuchtet. Sie sieht 
nicht die Menschen, springt zu den Früchte— 
körben, lachet und jauchzet, füllt ihr Raub— 
säcklein.) 
Katharina (scheu und gläubig): 
Die Hexe ... 
Magd fährt unter den Tisch. Peter ist wie 
vom Blitze gefangen; erhebt sich langsam, 
stehet, ein Riese). J 
Katharina (Gält ihn): 
Verscheuch s' nicht 
(Peter stehet atemlos; gebannt. Die Hexe 
sieht den Riesen; erschrickt, herzgetroffen.) 
Peter: 
Du! Du! — 
Hast keine Schuh? 
tappt auf sie zu) 
Da, setz dich zum Tisch! 
Kriegst den Braten, den Fisch, 
trinkst den taflichen Wein! 
Alles ist dein!! 
Hexe (chreit gellend): 
NMNein!!! 
(Gntspringt in den Flur.) 
Katharina: 
Hast sie verscheucht! 
Peter (taumelt : 
He, Leut, ich geh irr —! 
Katharina:! 
Peter: 
Mußt predigen gleich! 
Dein Brot, das ist weich. 
Deine Ente ist fett. 
Den Polster mir bett! 
Will schlafen recht gern. 
Brauch dazu nicht den Stern, 
brauch dazu nicht den Wond. 
Der Schlaf ist's, der lohnt! 
Katharina: 
Das hab ich vergessen! 9 
Das wollt ich dir sagen! 
Beim VNachbar schon messen I 
sie's Korn, baun den Schragen, 
wird alles dort nru 
wird alles dort schöͤ 
daß die Braut, die leutscheu, (Gr 
sich leichter eingwöhn! 
Der Nachbar kriegt d' Hochzeit — 
der Tag ist schon nah — 
der Mann sich das Weib freit, 
das in der Kirchen er sah. 
SEine fromme und brave, 
eine hausfrohe Magd. 
Kein Anglück ihn strafe, 
daß er die Eh so früh wagt! 
Peter: 
Der traurige Mann! 
Es heirat, wer kann! 
Den ledigen Mann 
bind't kein Spruch und kein Bann. 
Katharina: 
Gott schlafet dreicheilig, 
der Ehmann zweicheilig, 
der Tod schlaft allein! 
Die Hexe, sie lachtt 
Den MWann sie veracht't! 
Wie der Stern lauft vorm Tag 
den Wann sie nicht mag! 
Peter: 
Jetzt red s' schon vom Tod. 
Hat die WMagd da schön rol 
zwei Wangen als Zier. 
NRicht vom Tod red du mir! 
Sie lebt allein! 
Jeder Stein läßt sie ein!“ 
Jeder Baum ist ihr Haus,. 
Ein Schnecklein ihr Schmaus.
	        
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