Volltext: Die Städte des Inn-Salzachgaues [20. Heft] (20. Heft / 1924)

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verfolgen. Es wäre aber falsch, sie als starr zu bezeichnen. Auch sie 
unterliegen dem Wechsel der Zeiten. Bergschätze sind oft in großen ^ 
Mengen vorhanden; plötzlich erschöpfen sich die Gruben (Schwaz). ^ 
Die Flüsse schneiden im Laufe der Jahrhunderte tiefer in ihre £ 
Unterlage ein; Nebenarme vertrocknen. Orte, die am Flusse lagen, £ 
rücken so weiter landeinwärts (Rosenheim, Oetting, Ranshofen). Viele ^ 
Beobachtungen sprechen dafür, daß in vergangenen Jahrhunderten q 
der Wald in unserem Gebiet bedeutend größere Flächen einnahm. 
Der Wald speicherte nun aber viel mehr Wasser auf, als die weiten 
Kultursteppen von heute. Damals floß darum das Wasser mehr , 
gleichmäßig ab, während heute die Wasserführung viel schwankender 
ist. Dies trug viel dazu bei, daß sich beim Abnehmen der Wasser 
kräfte die Schütter in der Form von Bänken ablagerten. Das war ^ 
aber gerade für die Schiffahrt ungünstig. Setzen wir aber an die , 
Stelle des Wortes Wasserführung den Ausdruck Schiffbarkeit, so ^ 
verknüpfen wir mit den natürlichen auch kulturelle Faktoren. Der ( 
Bau der Eisenbahnen gab der Schiffahrt einen plötzlichen Todes- .? 
stoß. Der Mensch vollendete, was die Natur begonnen. Versuche ~ 
aus den letzten Jahren, Inn und Salzach mit Dampfern zu be- r 
schicken, scheiterten an der Schotterablagerung der Flüsse. Während ( 
wir den natürlichen Faktoren durch Zergliederung näher kommen j 
können und dabei zu immer allgemeineren Teilursachen fortschrei 
ten, sind die kulturellen viel variabler. Ihre Zergliederung bringt < 
uns ja manchmal ein Stück vorwärts; oft aber bleibt uns der wol- . 
lende und handelnde Mensche ein Rätsel. Der letzte Krieg hat uns t 
in Vielfacher Hinsicht gelehrt, die Gedankengänge anders zu ent 
rätseln, vieles bleibt uns aber auch jetzt noch unverständlich. 
Die natürlichen EnOvicklungssaktoren lernten wir in ihrem » 
Wirken für sich bereits kennen. Wir beschrieben: | • 
1. Die Verkehrslage (Fern- und Nahverkehr); 
2. das Vorkommen von Bodenschätzen (Salze und Erze); < 
3. die natürliche Schutzlage ; 
in ihrer Bedeutung bei der Entstehung der Städte. Nur noch einige ‘ 
zusammenfassende Bemerkungen wären nachzutragen. 
Das Vorkommen von Salzen und Erzen wirkt zwar unbedingt! ( 
siedlungsbjildend; Städte entwickelten sich aber nur dann in der Nähe 
dieser Fundstätten, wenn bei ihnen eine große Nachfrage nach den ' 
gewonnenen Bodenschätzen herrschte. Das war besonders bei den 
Sudhäusern von Reichenhall, Hallelin, Hall in Tirol und auch Traun 
stein der Fall. Die Erzgruben lagen meist gleich den Salzlagern höher 
oben in den Bergen. In der Nähe kleiner Betriebe fanden die Berg 
knappen in kleinen Siedlungen Unterkunft. Auch um alte Schmelz 
öfen, wie Mitterberg bei Bischofshofen und Jochberg südlich Kitz 
bühel blieben che Siedlungen klein. Nur an den Orten, wo reicher 
Bergsegen mit der Erz- und Metallverfrachtung zusammentraf, wie 
in Schwaz, Kitzbühel und Rattenberg, entstanden größere Siedlungen 
von stadtartigem Charakter.
	        
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