Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

6 Die Koppenbtülletböble bei Obertraun. 
vor dieser Hoble zu beobachten find. Bei normalen Ver¬ 
hältnissen quillt am unteren Ende der vorerwähnten 
Schlucht aus Felsspalten ein Bach, der sofort in die Traun 
ausmündet; die sich höher hinaufziehende Schlucht sowie 
der Höhleneingang liegen vollkommen trocken. Nach 
der Schneeschmelze aber und nach länger andauernden 
starken Niederschlägen dringen aus dem Höhlenportale 
gewaltige Waffermassen hervor, die donnernd zur Traun 
herabstürzen. Bevor jedoch die im Innern des Berges 
sich sammelnden Gewässer die Höhlenausmündung er¬ 
reichen, pressen sie die Luft aus den niederen Räumen 
mit gewaltigem Drucke hinaus, was sich mit einem 
eigentümlichen dumpfen Gebrüll oder besser gesagt 
Geheul vollzieht. Diese Naturerscheinung trug der im 
Koppenberge gelegenen Höhle den Namen »Koppen¬ 
brüller« ein. Professor Friedrich Simony darf als der 
erste wissenschaftliche Erforscher dieser Höhle gelten, 
über die er in feinem klassischen Dachsteinwerke eine 
interessante Abhandlung niedergelegt hat. In den 
Räumen der Koppenbrüllerhöhle begegneten dem Forscher zum erstenmale inmitten der 
triafiscben Kalkzone jene merkwürdigen Urgesteinsgeschiebe, deren Herkunft bisher ein 
ungelöstes Rätsel bildete. Simony beschreibt in dem betreffenden Kapitel seiner Dach¬ 
steinmonographie einen in großen Mengen auftretenden Quarz* und Glimmersand, der 
auffallend stark granathältig ist, daneben fehlt aber auch Kieselgerölle nicht, das gleich 
dem Granatsande von einem kleinen, in der Höhle fließenden Bache abgesetzt wird. Von 
der ganzen Ausdehnung der Höhlenräume hatte Simony noch keine Kenntnis, da er nur 
einen Gang derselben verfolgte und diesen mit einer Halle von geringen Dimensionen, 
der sogenannten »Kapelle«, für abgeschlossen hielt. Erst der neueren Höhlenforschung waren 
weitergehende Entdeckungen vorbehalten, deren Bedeutung vor allem in der Erklärung 
der hydrographischen Karstphänomene dieser interessanten Wasferhöhle liegt. 
Den Impuls zur Wiederaufnahme der Untersuchungen gab der Verfasser, welcher 
nach wiederholter Teilnahme an den größeren Höhlenexpeditionen im Karste und daher 
vertraut mit der Technik der neueren Forschungsart sich die Aufgabe stellte, die unterir¬ 
dische Wunderwelt, die dem öden Karste zu einem Weltrufe verhelfen hatte, in seinem 
eigenen Kronlande aufzusuchen, um die von der Natur so reich gesegnete Heimaterde mit 
bisher ungeahnten Schätzen zu bereichern. Unterstützt vom Ingenieur der Staatsbahn 
Julius Pollak in Wels und dem Werkmeister der Staatsbahnwerkstätten in Linz Josef 
Kling, von denen der erste als Geometer und Zeichner, der zweite als Photograph 
wertvolle Dienste leisteten, begann der Verfasser im November 1909 die Entdeckungs¬ 
fahrten in die Koppenbrüllerhöhle, deren erste Resultate schon das Interesse der Öffent¬ 
lichkeit erregten.
	        
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