Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

134 Matbematifch=phyfikalifche Untersuchung der Eishöhlen und Windröhren, 
Bedeutung einer Zerklüftungszone oder eines Versturzes. 
Die Gleichung Si Ui = 82 U2 sagt uns aber auch, daß dem Umfang der Windröhre 
eine enorme Bedeutung zukommt, und es wird die Zone mit Jahresmittel nach jener 
Seite verschoben fein, wo der Luftstrom von gleicher Wärmekapazität (Cv) eine stärkere 
Abkühlung erfährt und dies erfolgt nicht nur durch Verminderung der Geschwindigkeit 
bei größerer Querfchnittsfläche, sondern auch durch Auflösung des einheitlichen Hohlem 
aftes in viele Klüfte und Spalten oder Lücken zwischen gestürztem Blockwerk. Eine Zone 
weitgehender Zerklüftung oder ein weiter, jedoch mit Blöcken erfüllter Raum wird also 
wie ein Wärme- oder Kältefilter wirken, in diesem wird in der Reget die Zone mit 
mittlerer Jahrestemperatur vorkommen, und nach der Lage der Zerklüftungszone oder 
des Versturzes wird auch die Zone mit dem Jahresmittel näher dem einen oder dem 
anderen Ausgang liegen, und dementsprechend wird die mittlere Temperatur der Höhle 
erhöht oder erniedrigt werden. 
Abhängigkeit der Temperatur von der Anlage einer Windröhre. 
Um aber die kolossalen Eismassen der Dachstein=Riefenhöhle und die enorm niedere 
Temperatur der DacbsteimMammutböble und Petrefaktenhöhle erklären zu können, ist es 
notwendig, die Abhängigkeit der Geschwindigkeit des Luftzuges von der Anlage der 
Höhle zu ermitteln. 
Wir betrachten zu diesem Zwecke eine Höhle, welche aus einem oberen horizon¬ 
talen Gang und einem oder mehreren nach abwärts führenden und am Tage mündenden 
Schächten besteht. Ein annähernd geeignetes Beispiel fand ich nur in den »grottes etagöes« 
im Canon des Verdonflufses bei Baudinard in Südfrankreich.* Die komplizierte Ent¬ 
wicklung dieser Höhlengruppe erforderte dennoch die Zurechtlegung eines Schemas. Die 
Länge des horizontalen Teiles 82 bezeichnen wir mit L, die Höhle des Schachtes mit H 
und den Neigungswinkel mit «, der zum unteren Ausgang führende Ast (8>) hat also die 
Länge 
H 
sina 
Wie bei den früheren Untersuchungen 
nehmen wir zur Vereinfachung gleichen 
Querschnitt für alle Höhlenteile an. 
Die der Höhle zugeführte und der 
Höhle entzogene Wärmemenge muß nach 
einiger Zeit, wenn sich ein Gleichgewichts¬ 
zustand herausgebildet hat, gleich fein. Wir 
können wie früher einen beständigen Wechsel 
in den Luftströmungen annehmen, die Tem- 
* E. H. Märtel: Etüde complementaire sur la 
Source de Fontaine — V Eveque en 1906, Paris 1906.
	        
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