Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

LSLLL->S)S)SSLL Erosion und Eforation, ehemalige Wasserführung des alten Stromtaufes. 83 
Eforation dient die Höllerkogelböhle bei Aufsee, für Erosion die Rekahöhlen bei 
St. Kanzian (Riefentorklamm), als bestes Doppelbeifpiel der Riesentunnel in der Mammut» 
böble mit dem Canon. 
Das grobe Korn des Kalkscbotters im Dom der Vereinigung und im Dom ohne 
Namen erfordert zum Transporte durch die oft bocb aufsteigenden Sipbonröbren eine 
mittlere Geschwindigkeit von 5 bis 10 Metern in der Sekunde. Bei voller Beanspruchung 
der Höhle hätten wir also eine sekundliche Wasserführung von 1500 bis 3000 Kubikmeter 
anzunehmen. Bei einer mittleren Abflußmenge von 50 Sekundenliter pro 1 Quadrat-Kilo- 
meter ergäbe dies ein Niederschlagsgebiet von 30.000 bis 60.000 Quadratkilometer. (Steier¬ 
mark umfaßt 22.426, Oberösterreich 11.982 und Salzburg 9900 Quadratkilometer.) Ein 
Fluß von der Größe der Salzach oder der Mur würde also in Bezug auf Wasserführung 
hinter diesem Höhlenstrom noch weit zurückstehen. Ebenso ist die unterirdische Verbindung 
zwischen der Donau und der Aacbquelle nur eine kleine Wasserader im Vergleich zu die¬ 
sem ehemaligen Höblenstrom. Woher er gekommen und wohin er geflossen ist, das läßt 
sich gegenwärtig nur nach Windrichtungen angeben, doch ist es wahrscheinlich, daß die 
großen Aushöhlungen im Innern des Hagenecks (König Artusdom, Gawan- und Iwan¬ 
halle) ihre erste Entstehung demselben Stromlauf verdanken, der durch die Hebung des 
Gebirges trocken gelegt und durch die fortschreitende Abtragung und Durchfurchung zer¬ 
rissen wurde. Mit der Entdeckung dieses alten Stromlaufes werden nur neue Fragen an 
den Forscher gestellt, die alten aber nicht beantwortet. Die Entstehung der Ostalpen, vor 
allem jedoch jene der nördlichen Kalkalpen, erscheint dunkler und rätselhafter als vorher. 
Doch hier gilt es nicht, den Blick in frühere Jahrtausende, in frühere Jahrmillionen 
zu richten, sondern rüstig vorwärts zu eilen, neuen Entdeckungen entgegen. Ein mäch¬ 
tiger Trümmerberg türmt sich vor uns auf, in schwarze Nacht verliert sich die Decke, 
wir stehen im dritten Dom des alten Stromlaufes, der zwar weniger lang und breit, 
aber ungleich höher ist, als die früheren. Eine heilige Ruhe herrscht in diesem Felsendom, 
der uns zur Bewunderung zwingt - durch ernste und düstere Majestät. Nach Norden 
öffnet sich in der Decke ein Riesenschlot. Schauerlich gähnt die schwarze Öffnung herab 
und rechtfertigt den Namen »Mitternachtsdom«. Nach rechts überklettern wir den Trüm¬ 
merberg und gelangen in ein ungeheures Gewölbe. Den Boden bedeckt eine mächtige 
Anhäufung von Schotter und darüber liegt trockener Tonschlamm. Sekundäre Gewässer 
haben in diese Ablagerung eine tiefe Furche gezogen. Da zeigen sich abgerollte Kalk- 
stücke, durch Sinter zu Konglomerat verfestigt und von Sinter überzogen. Kalzitblüten 
wie im alten Flußlauf Plimifoel der Riesenhöhle sind auch hier keine Seltenheit. Be¬ 
sonders auffallend ist aber der große Reichtum an Geschieben aus dem Materiale des 
Urgebirges, aus Quarzit und Gneis, doch auch hier liegen diese Sedimente über der 
Ablagerung aus Kalkkonglomerat. Noch 300 Meter weit führt dieses Gewölbe in fast 
S-förmiger Windung nach Ost-Nord-Ost und ist dort mit den bis zur Decke reichenden 
Lehm» und Schottermassen abgeschlossen. Links führt eine große rückläufige Windung 
zur »Halle der Vergessenheit« etwa 30 Meter hoch empor. Auch hier war keine Fort¬ 
setzung zu bemerken. 
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