Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

der bedrückenden Herrschaft des Adels und des höheren 
Klerus schwer zu leiden und erhoffte in ihrer Auslegung und 
Nutzanwendung von Luthers neuen Glaubenssätzen die Besserung 
ihrer traurigen Lage. Die vom oberösterreichischen Statthalter 
und seinen mitinteressierten Helfershelfern — denen allerdings 
ein kleiner Teil des Adels und die Landstände gegenüber¬ 
standen — zur Ausrottung der neuen Lehre und Nieder¬ 
haltung der dadurch aufgeregten Gemüter ergriffenen Ma߬ 
regeln hatten den entgegengesetzten Erfolg und es kam zu 
den sogenannten oberösterreichischen Bauernkriegen, die schließlich 
mit einer Niederlage der Sauern, grausamen Bestrafung der 
Rädelsführer und erzwungenen Auswanderung eines Teiles 
der protestantisch gebliebenen Bevölkerung endete. 
Nichtsdestoweniger hatte sich ein Teil der Bevölkerung, 
insbesonders im Salzkammergut und auch in einem Teile 
Salzburgs nach der durch die Kaiser Rud ol s II. (1576—1612) 
und Ferdinand ll. (1619 -1637) mit allen Mitteln durch¬ 
geführten Gegenreformation wieder der Lutherischen 
Lehre zugewandt und bildet noch heute eine Anzahl Ge¬ 
meinden mit dem Besitze selbsterbauter Kirchen. 
Als sich um 1524 Luthers Lehre auch im Jnnkreise 
zu verbreiten ansing, traf Herzog Albrecht IV. von Baiern 
alle Gegenanstalten zur Unterdrückung der Neuerung in ganz 
Baiern. Es ist zwar vielfach behauptet worden, daß das 
Luthertum demzufolge im Jnnkreise gar nicht um sich 
gegriffen hätte. Dies ist jedoch keinesfalls zutreffend, wie 
folgende Tatsachen bartun: am 16. August 1527 wurde 
der in Raab im Jnnkreis geborene Kaplan von Weizen¬ 
kirchen Leonharb Kaiser, ant sog. Gries, außerhalb 
Schärbing verbrannt; 1550 besanb sich zu Jeging bcr 
protestantische Pfarrer Christoph Hiebler; 1556 ver¬ 
breiteten katholische Priester ben lutherischen Sehrbe¬ 
griff in Braunan unb führten bort ben Gebrauch bes hl. 
Abenbmahles unter beiben Gestalten ein; 1565 war Georg 
Grärokh, Pastor zu Astätt. Der Gras Joachim von 
Drtenburg in Mattighofen trat mit allem Eifer für 
bas Luthertum ein. 
C. kirchliche Verhältnisse in der neueren Zeit. Nach 
den Stürmen, bie bie Reformation in Oberösterreich und 
Baiern hervorgerufen Hatte, sowie nach dem 30jährigen Kriege