Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

In diese Zeit fällt auch die Aufhebung der Leib¬ 
eigenschaft in hiesiger Gegend. 
Kaiser Josef II. bereiste als Mitregent seiner Mutter, 
der großen Kaiserin Maria Theresia, schon im Oktober 
1779 das Jnnviertel, von den Generalen Langlois und 
Brown begleitet. Er ritt von Frankenmarkt her über 
Leng au am 28. Oktober nach Perwang, wo er über¬ 
nachtete, nach dem er den ganzen Mattsee, Obertrum und 
Seeham umritten hatte. Das Innviertler Volk strömte von 
allen Seiten herbei, welches der Kaiser huldvollst fragte: 
„Seid Ihr alle aus dem Jnnviertel?" „Ja, ja" schrieen 
alle, worauf der Kaiser sagte: „Gut, so sind wir alle 
Landsleute!" Grenzenloser Jubel erfolgte, die Innviertler 
kamen bis in den Speisesaal nach und umlagerten ihn länger 
als eine Stunde, während der Kaiser aß, dann ruhig sitzen 
blieb und sich geduldig anschauen ließ. Er ritt dann nach 
Michelbeuern, Wildshut und Braunau, wo er übernachtete. 
Kaiser Josef II. war rastlos tätig, seine Völker glück¬ 
lich zu machen, den Fortschritt und die Bildung zu fördern 
und notwendige politische und kirchliche*) Reformen durch¬ 
zuführen. 
Bon den politischen Reformen Josef II. waren für 
Oberösterreich die wichtigsten: die Landeshauptmann¬ 
schaft von Oberösterreich wurde aufgelöst und die obder- 
enns'sche Regierung errichtet. Die Rechtspflege 
wurde von den Landrechten und Pfleggerichten ausgeübt unD 
ein neues Strafgesetz eingeführt, die Todesstrafe nur 
mehr für Aufruhr belassen. Die Preßfreiheit wurde ver¬ 
kündet und die Reste der Leibeigenschaft aufgehoben. 
Ein besonderes Augenmerk richtete der Kaiser auf die Fi¬ 
nanzverwaltung, wobei auch die Grundsteuer ein¬ 
geführt wurde. Die Bevölkerung Hatte jedoch gegen manche 
politische und kirchliche Reformen, die den Zeitverhältniffen 
vorauseilten, noch nicht das richtige Verständnis und brachte 
ihnen Unzufriedenheit und Widerstand entgegen; dies und 
verschiedene auswärtige Mißerfolge erschütterten seine ohne¬ 
hin schwache Gesundheit und er starb am 20. Februar 1790. 
Ein reineres Wollen, eine edlere Begeisterung für seinen 
hohen Beruf hat selten ein Fürstenherz erfüllt, als das, 
*) Ueber seine kirchlichen Reformen f. Seite 39.
	        
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