Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

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Wird der Schrein geschlossen, so erblickt man auf der 
Rückseite der beweglichen Flügel vier Szenen ans dem Leben 
des heiligen Laurentius, und zwar seinen Abschied vom 
heiligen Papste Sixtns, seine Gefangennehmung, seine Ver¬ 
urteilung und seine Marter aus dem Feuerroste. 
Auf jeder Seite des geschlossenen Schreines erblickt man 
abermals ein Bild, das an Höhe und Breite, Einfassung 
und Abteilung den beweglichen Flügelbildern ganz ähnlich 
ist. Beide sind jedoch in den eigentlichen Altarbau eingefügt 
und befestigt, daher unbeweglich. Auf diesen zwei flügel- 
ähnlichen Bildern sind abermals vier Heilige vorgestellt, und 
zwar aus der Evangelienseite oben der heilige Ulrich, unten 
der heilige Stephan, aus der Epistelseite oben der heilige 
Papst Urban, unten der heilige Wolfgang. Die Predella*) 
des Altares enthält in ihrer Mitte die Darstellung von der 
Anbetung der Weisen aus dem Morgenlande. In der Krönung 
sind Christus und drei Heilige, wahrscheinlich Katharina, 
Barbara und Ursula, statuarisch dargestellt. 
Dieser merkwürdige Altar ist auch aus seiner Rückseite 
mit Gemälden ausgestattet. Auf der Rückseite des eigent¬ 
lichen Schreines ist das jüngste Gericht dargestellt. Auf den 
Rückwänden der befestigten Flügelbilder sind Bilder der 
Apostel zu sehen. An der Rückseite der Predella ist das 
Haupt Christi im Veronika-Tuch, das von Engeln gehalten 
wird, angebracht. Das letztere Bild sieht sehr abgegriffen 
aus; dies kommt von dem Gebrauche her, zu dem dieses 
Bild in früheren Zeiten gedient hat, daß nämlich jene Per¬ 
sonen, welche bei Opfergäagen um den Altar herumgingen, 
dieses Bild entweder küßten, oder mit der rechten Hand be¬ 
rührten, um sich dann nach der Berührung mit dem heiligen 
Kreuze zu bezeichnen. 
In der Kirche befinden sich noch zwei kleine Seiten¬ 
altäre, aus welche der Meister seine Kunstfertigkeit nicht aus¬ 
gedehnt hatte und im einfachen Stile gehalten fiud."**) 
*) Der feste Hinterbau des Altares. 
**) Daß nach diesem Berichte vom Jahre 1872 bei Ausführung 
des Altars der Künstler Michael Pacher beteiligt gewesen sein 
mußte, dürfte unter Hinweis auf die beigesetzte Begründung nicht be¬ 
zweifelt werden können. Daß Pacher jedoch Schnitzerei und Malerei 
der Figuren allein ausgeführt hätte, erscheint durch die neuesten 
Forschungsresultate widerlegt. Nach diesen hat Pacher nur die kunst¬ 
volle Malerei geschaffen und ist die Schnitzerei einem oberöster¬ 
reichischen Künstler zuzuschreiben, dessen Name jedoch noch nicht er¬ 
forscht ist. Pacher war nur Maler und ist nie Bildhauer gewesen.
	        
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