Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

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beetfetten sich Private und Gemeinden in Stadt und Land, 
zur Abwendung dieser Seuche den Pestpatronen St. Sebastian 
und St. Rochus zu Ehren Kirchen und Kapellen, und wo 
dies nicht möglich, Altäre oder Standbilder zu errichten, ja 
auch Bruderschaften unter diesem Titel zu bilden. 
Diesem Gedanken nach Hilfe in der Not ist die Ent¬ 
stehung der vormals bestandenen St. Sebastianskapelle 
in Friedburg zuzuschreiben, die im Jahre 1649 im Winkel 
der Reichsstraße und des Fahrweges, der beim Friedhof 
vorüber den Riedlbach nach Lengau überquert, gebaut wurde. 
Der schon mehrmals erwähnte Pfarrer Melchior 
Khell berichtet in seiner lateinischen Pfarrbeschreibung (in 
deutscher Übersetzung) folgendes: „Das Gotteshaus Sankt 
Sebastian in Friedburg wurde infolge eines Gelübdes der 
Pfarrinfassen zur Pestzeit im Jahre 1649 gebaut, ist der 
Pfarrkirche in Lengau unterstellt, mit Ablässen versehen 
und von dem Hochgebornen und Erlauchten Herrn Herrn 
Wenzel, Bischof von Passau, Fürsten des heiligen römischen 
Reiches, Grafen von Thun am Fest des heiligen Lukas, 
den 18. Oktober 1669 konsekriert worden. Dortselbst wird 
alljährlich, abgesehen vom Kirchweihfest am Festtage der 
heiligen Märtyrer Fabianus und Sebastianus eine öffent¬ 
liche Prozession mit dem hochheiligen Sakrament und der 
übrige Gottesdienst abgehalten. Von einem Dokument über 
ein besonderes Wunder findet sich nichts vor." 
In dieser Kapelle wurde mit Genehmigung des Passauer 
bischöflichen Ordinariats durch Pfarrer Bruckbauer ein 
christliches Bruderschafts-Amt errichtet und hiefür von der 
Gemeinde 200 Gulden gesammelt. Für diesen Betrag wurde 
unter anderem eine große Bruderschaftsfahne ans Damast 
angeschafft. Weiters spendeten Friedburger Einwohner hundert 
Gulden. Von dem abfallenden Interesse wurde jährlich am 
Sebastianstage für alle verstorbenen Mitbrüder und Schwestern 
ein Bruderschaftsamt mit vorhergehender Vigil gehalten und 
für ihre Seelen gebetet. Für die Verrichtung erhielt der 
Priester 30 kr., der Organist 30 kr., der Kantor 16 kr., 
der Meßner 25 fr., der Ministrant 4 kr., das Gotteshaus 
15 kr.; der Rest von den 5°/oigen Zinsen wurde beim 
Kapital belassen.*) 
*) Aus den Passauer Diözesan-Akten.
	        
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