Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

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ohne Frau und Kinder, hatte schon viele bittere Lebenser¬ 
fahrungen gemacht, und mit mehr schlechten, als guten 
Menschen zu tun gehabt. Das hatte sein Gemüt verdüstert 
und seinen Charakter nur noch mehr verhärtet. 
Konrad dagegen war ein lebenslustiger und heiterer 
Mann; vor wenigen Jahren hatte er sich von Mattighosen 
eine Frau aus dem Geschlechte der Ortenbnrger in die Fried¬ 
burg heimgeführt. Katharina von Ottenburg war die Schönste 
im ganzen Mattiggau und von hoher geistiger Begabung. 
Um diese Zeit (1431) rüstete der Herzog Heinrich von 
Baiern gegen seine widerspenstigen Vasallen und entbot 
dazu auch die ihm wohlgeneigten ritterlichen Nachbarn jenseits 
des Jnnflufses in Ried und im Mattiggau. Konrad folgte 
der Einladung des bedrängten Herzogs und blieb so fast 
ein Jahr von der Friedburg weg. Katharina trauerte wegen 
der so langen Abwesenheit ihres geliebten Gatten. Harduug 
schritt immer mürrisch und finster durch die Hallen des 
Schloßes und ging nur selten auf den Söller, um nach¬ 
zusehen, ob sein Bruder noch nicht heimkehre. 
Eines Tages war er finsterer gestimmt, als sonst; es 
verdroß ihn sehr, daß er nicht den Vorabend seines 65tm 
Geburtstages im Kreise seiner Verwandten und Freunde zu¬ 
bringen konnte, denn Frau Katharina war seit einigen Tagen 
zu ihren Verwandten nach Mattighosen und auf die Ried- 
burg gezogen, und er selbst mußte wegen eines Augenübels 
zu Hause bleiben. 
Es konnte eben Mitternacht sein, als plötzlich des 
Türmers Horn von der hohen Warte ertönte und ein Diener 
trat mit einem Schreiben vom Stallmeister Robert ein. Der 
Inhalt konnte kein freudiger sein, denn wilder Zorn malte 
sich auf feinem Gesichte und er nahm von der Wand einen 
scharf geschliffenen Dolch und verbarg ihn in seinem Kleide; 
Hardung saß lange Zeit starr und unbeweglich am Kamine. 
Da hörte er im Gemache ein Geräusch, er fuhr auf, ergriff 
die Lampe, um nachzusehen und sah mit Schrecken, daß das 
Bild des Ahnherrn, des ersten Kuchler, von der Wand ge¬ 
fallen und zerbrochen auf dem Boden lag. „Ein böses Zeichen" 
murmelte Harduug, „er war der Erste, sollte ich der Letzte 
sein?" Jetzt ertönte Kettengerassel an der Pforte, die Zug¬ 
brücke fiel und im Schloßhofe hörte man den Hufschlag 
mehrerer Pferde; Frau Katharina war mit ihrem Gefolge
	        
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