Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

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die Absicht verbunden, neben der Verteidigung ihres Wohn¬ 
sitzes auch einen gesicherten Unterschlupf nach gelungenen 
Beutezügen in die Nachbarschaft, oder in entfernter gelegene 
Landstriche zu finden; denn nicht selten vereinigten sich zu 
damaliger Zeit die seßhaften Bewohner eines größeren oder 
kleineren Gebietes, oder eine Anzahl beschäftigungslos ge¬ 
wordener, gleichgesinnter Krieger zum gemeinsamen Raub 
und Mord. Da war es ganz natürlich, daß sich unter solchen 
Zuständen, bei denen Gesetzlosigkeit und rohe Gewalttätigkeit 
obenauf waren, fortwährende Fehden und Kriege im kleinen 
,nnd großen herausbildeten und hiebei die Notwendigkeit jä 
herantrat, daß entweder friedfertigere Bewohner zu gemein¬ 
samer Verteidigung, oder raublustige Gesellen für ihre ge¬ 
walttätigen Zwecke solche gesicherte Stätten errichteten. Noch 
zu Beginn des Mittelalters waren derartige Befestigungen 
allerdings noch sehr roh gestaltet; einfache Erdschanzen um 
plumpe Holz- oder Lehmbauten herum, auf günstig gelegener 
Anhöhe, oder endlich von der Natur wie hiezu geschaffene 
oder versteckte Felspartien mußten herhalten, als Wohnungs¬ 
oder Trutzort zu dienen. Späterhin, als man die von den 
kriegserfahrenen Römern zurückgelassenen, freilich schon teil- $ 
weise verfallenen Befestigungen bezüglich ihrer Nützlichkeit 
und kriegsmäßigen Anlage näher in Betracht zu ziehen 
gelernt hatte, wurden gleichartige oder ähnliche sowie wider¬ 
standsfähigere Sammelplätze errichtet, wiewohl selbe noch in 
roher Form erbaut wurden oder auch nur den Zweck ge- 
stcherterBeutebewahruug erfüllten. 
So entstanden nun später jene großen, ringartigen Um¬ 
mauerungen, in deren Mitte ein möglichst massiver Wartturm 
erbaut wurde; dieser Turm hieß der „Bergfried", so genannt, 
weil er bei Erstürmungsgefahren den Bewohnern eine letzte 
Zufluchtsstätte bot. Aber während bei vornehmeren Ritter¬ 
sitzen ein Bergfried nur ein Teil der Burg war, bestand gar 
manche einfache Ritterburg bloß aus diesem Turm und der 
Ringmauer. Das Leben in solchen „Burgställen" ist, vollends 
in abgelegeneren Gegenden, gewiß das ganze Mittelalter 
hindurch ärmlich und öde genug gewesen, nur wenig ver¬ 
schieden von dem Dasein der diesem Rittergute zins- und t 
dienstpflichtigen Bauern. Die Burgräume waren enge, finster * 
und nur notdürftig eingerichtet, die Frauen hatten ein ein¬ 
tönig mühsames Leben, mit der Sorge für den Haushalt
	        
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