Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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wenig gekränkt, durch so viel Lebensplage so' wenig Glückliche 
und so viel Undankbare gemacht zu haben; allein das ist das 
Schicksal der Männer auf dem Throne/" 
Am 20. Februar 1790 stand das Herz des edlen Menschen¬ 
freundes still, sein Andenken aber lebt unvergessen fort. Die 
dankbare Nachwelt errichtete ihm auf dem Josefplatze in Wien 
ein Denkmal mit der vielsagenden Inschrift: „Josef dem Zweiten, 
welcher dem allgemeinen Wohle nicht lange, aber ganz lebte." 
Kaiser Josef II. hinterließ keine Nachkommen und ging 
die Regierung nun an seinen Bruder Leopold über, welcher auch 
zum deutschen Kaiser erwählt wurde. Kaiser Leopold IL (1790— 
1792) begann seine Regierung mit dem Wahlspruche: „Die Herzen 
der Völker sind der icahre Reichtum der Regenten." Er suchte diesem 
Wahlspruche in jeder Weise gerecht zu werden, aber nach kaum 
zweijährigem segensreichen Wirken ereilte ihn der Tod (1. März 
1792). Sein ältester Sohn Franz bestieg nun den Thron.1) Gleich 
bei seinem Regierungsantritte begannen die großen Kämpfe mit 
Frankreich, welche mit geringen Unterbrechungen bis zum Jahre 
1815 dauerten. Der erste Kampf galt der Unterdrückung der 
großen französischen Revolution, welcher der König Ludwig XVI. 
und dessen Gemahlin Maria Antoinette, eine Tochter Maria 
Theresias, im Jahre 1793 zum Opfer gefallen waren. Die Versuche, 
die französische Republik zu bezwingen, mißlangen und als Napoleon 
Bonaparte sich zum Herrn von Frankreich aufgeworfen hatte, ent¬ 
spannen sich neue furchtbare Kämpfe, in denen anfänglich aus¬ 
schließlich die Franzosen Sieger blieben. Unser Heimatland sah 
im Verlaufe dieser Kämpfe den Feind dreimal auf seinem Boden, 
und zwar in den Jahren 1800, 1805 und 1809. Am 3. Dezember 
hatte die österreichische Armee, welche unter dem Oberbefehle 
des Erzherzogs Johann, eines Bruders des Kaisers Franz stand, 
bei dem Dorfe Hohenlinden bei München durch die französische 
Armee unter General Moreau eine entscheidende Niederlage er¬ 
litten und den Franzosen stand der Eingang nach Oberösterreich 
offen. Im Laufe des Monates Dezember rückten die Franzosen in 
unser Land ein, besetzten die wichtigsten Punkte und drangen 
dann über die Enns vor. Am 25. Dezember gelang es dem Erz¬ 
herzog Karl, einem Bruder des Kaisers Franz, mit General Moreau 
zu Steyr, wo dieser sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, einen 
Waffenstillstand auf 30 Tage abzuschließen. Das Land ob der Enns 
am rechten Donauufer und Niederösterreich von der Enns bis 
zur Erlaf sollten bis zum Abschlüsse des Friedens von den Fran¬ 
zosen besetzt werden. Am 9. Februar 1801 kam endlich der Friede 
zu Lüneville zustande, doch räumten die Franzosen erst gegen 
Ende des Jahres das Land. Napoleon ließ sich am 18. Mai 1804 
zum Kaiser der Franzosen ausrufen. Dies veranlaßte Kaiser 
Franz IL durch das Patent vom 11. August 1804 die Erbländer 
seines Hauses zu einem Kaisertume Oesterreich zu erheben und 
er nannte sich als Kaiser von Oesterreich Franz I. Wien sollte 
fortan als „römisch-deutsche und österreichisch-kaiserliche Haupt- 
2) Kaiser Franz II. (bezw. I.) regierte genau 43 Jahre, da er am 
2. März 1835 starb.
	        
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