Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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Falle zahle ich fünfzig Humpen von Eurer besten Sorte." „Topp, 
es gilt!" rief lachend der Wirt. .,lch will derweilen das Fäßlein 
anstechen lassen." 
Die Bauern erhoben sich von ihren Sitzen und pflanzten 
sich im Kreise mit offenen Mäulern um den geheimnisvollen 
Fremden. Dieser nahm einen gewaltigen Anlauf, erhob sich aber 
im Sprunge kaum eine Tischhöhe vom Boden. Der Wirt, dem 
doch, als er die Vorbereitungen des Fremden zum Sprunge be¬ 
obachtet hatte, etwas bange geworden war, rief nun freude¬ 
strahlend: „Ihr habt die Wette verloren!t; „Mitnichten", antwortete 
der Fremde. „Ich habe behauptet, höher zu springen als Euer 
Haus. Nun mag Euer Haus springen! Wenn es höher springt, 
habe ich die Wette verloren." 
Nun gab's ein allgemeines Gelächter. „So war es nicht 
gemeint", widerstritt der Wirt. „Ich habe es so gemeint", ent¬ 
gegnete der Fremde. Der Wirt widersprach heftig, doch der Fremde 
beharrte bei seiner Meinung und drohte, die Sache vor den Richter 
zu bringen. Da legte sich ein alter Bauer ins Mittel und mahnte 
zu einem Vergleiche. Der Fremde willigte ein und sagte: „Ich 
bin des unsteten Lebens satt und wenn Ihr mich, Meister Wirt, 
als Euren Gesellen annehmen wollt, so bin ichs zufrieden. Ich 
denke, wir werden beide dabei gut fahren." Der Wirt war damit 
einverstanden und Rothart wußte sich durch seine Künste und 
Schnurren bald so beliebt zu machen, daß von weit und breit die 
Leute zur Schenke strömten und sich an des Wirtes goldenen 
Tropfen und des Gesellen Witz labten. 
Einige Jahre danach zog eine böse Seuche durchs Land 
und raffte auch den lustigen Gesellen dahin. Der Wirt betrauerte 
seinen Heimgang und ließ zur dankbaren Erinnerung an den 
Gründer seines Wohlstandes ein Schild malen, wie dieser einst 
seinen Sprung machte und das Bild ober dem Tore an einer Eisen¬ 
stange anbringen. 
So die Sage vom Springerwirt. 
Die Sage von den letzten Schaunburgern 
hat unser heimatländischer Dichter Karl Adam Kaltenbrunner1) in 
Verse gekleidet (enthalten in dem Werke „Donausagen vom Ur¬ 
sprung bis zur Mündung des Stromes". Ein poetisches Bilderbuch, 
herausgegeben von Ludwig Foglar. Wien, 1860. L. C. Zamarski 
und 0. Dittmarsch). 
]) Geboren am 30. Dezember 1804 in Enns, gestorben am 6. Jänner 
1867 in Wien. Am 16. Oktober 1904 wurde in Enns ein Denkmal ent¬ 
hüllt, um das Andenken des Dichters, welcher sein Heimatland in vielen 
schönen, unvergänglichen Dichtungen verherrlicht hat, in gebührender 
Weise anläßlich der bevorstehenden Wiederkehr seines hundertsten Geburts¬ 
tages zu ehren. Die Unterhaltungs - Beilage der Linzer „Tages-Post" vom 
7. Februar 1904 enthält ein interessantes Lebensbild des Dichters, verfaßt 
von Franz Dieminger. Herr Dr. Karl Kaltenbrunner, Advokat in Eferding, 
ist ein Sohn, die Schriftstellerin Hedwig von Radicz in Laibach und Marianne 
Kaltenbrunner in Neuyork in Amerika sind Töchter des Dichters. 
	        
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