Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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und Verwandte, die „Leiche anschaun", jeder Besucher betet in 
der Stille ein Vaterunser und besprengt dann die Leiche mit Weih¬ 
wasser. Am Abende versammelt sich dann die Nachbarschaft zum 
Nachtwachen. Dabei werden verschiedene Gebete, Rosenkränze 
und Litaneien gebetet und in mehreren Zwischenpausen wird den 
Versammelten Brot, Most und Branntwein gereicht. 
Das Brot spielt überhaupt eine große Rolle bei den Leichen¬ 
gebräuchen. In jedem Hause, wo der „Einsager" die Einladung 
zur Teilnahme am Leichenbegängnisse hinbringt, wird ihm Brot 
gereicht, allen Trauergästen, die zur Beerdigungsfeier in das Haus 
kommen, um von dem Toten Abschied zu nehmen, wird beim 
Eintritte ein Laib Brot angeboten, damit sich jeder ein Stückchen 
abschneidet, Brot und Branntwein erhalten die Sargträger oder der 
Fuhrmann, der die Leiche zum Friedhofe fährt und selbst den 
Zugtieren, die hiezu benützt werden, wird Brot gegeben. 
Wird der Tote aus dem Hause getragen, so werden zuvor 
noch fünf Vaterunser für den Toten gebetet. Der Sarg wird bei 
jeder Türschwelle niedergelassen. In früheren Jahren hielt der 
Tischler, welcher auf dem Lande die Stelle eines Leichenprokurators 
versieht, sowohl beim Hause, wie auch nach der sogenannten Toten- 
zehrung eine Rede.1) 
Bemerkenswert erscheinen mir auch verschiedene Inschriften, 
die man in der Umgebung von Aschach findet. 
Inschrift auf dem Pestmarterl am Wege zwischen Hart¬ 
kirchen und Kellnering: 
O Mensch, geh nicht so schnell vorbei, 
Gedenk, daß Maria Hilf in diesem Bilde aufgestellt sei. 
Zum Andenken an die Pest, welche vom 16. August 1325 bis 6. Jänner 1326 
regierte. 
Der Stadel zum Hause Nr. 1 (Gschwendtner) in der Ortschaft 
Rupprechting bei Aschach, an der Straße nach Heitzing gelegen, 
hat folgende Inschrift: 
Ich bau die Hütt'n neben der Straßen, 
Die Leute muß man red'n lassen. * 
Ich baue stets nach meinem Sinn, 
Wem's nicht g'fallt, der geh dahin. 
Beim „Parzer" in Heitzing liest man (die Schreibeigentüm¬ 
lichkeiten sind hier weggelassen): 
Niemand kann dem Tod entlaufen 
Und sich das Leben kaufen, 
Denn sonst würde mancher Reicher einen Armen wählen 
Und ihn für die Luck'n stellen. 
l) Herr Dr. Theodor Matzinger, ein gebürtiger Aschacher und seit 
28 Jahren Arzt in Aschach, von dem ich für dieses Kapitel mehrfache Bei¬ 
träge erhalten habe, schrieb auch einige sehr ausführliche Leichenreden 
nieder, wie sie vor Jahren der Tischler Huemer in Kellnering zu halten 
pflegte. Die Rücksichtnahme auf den Raum hinderte mich leider dieselben 
aufzunehmen. Eine kurze Leichenrede bringe ich in dem Kapitel Waizen- 
kirchen. Der Verfasser.
	        
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