— 8 —
erinnern an die Holzschläge der damaligen Zeiten. Die zahl¬
reichen auf „ing" x) ausgehenden Ortsnamen in unserer Gegend,
wie Eferdirig, Pupping, Hilkering, Karling, Hacking u. a. deuten
darauf hin, daß diese Orte ebenfalls zu dieser Zeit entstanden
oder wiederhergestellt wurden. Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts,
also seit fast 1400 Jahren ist unsere Gegend hüben und drüben
der Donau deutsch in Sprache, Sitten und Gebräuche. Die wenigen
noch aus den Römerzeiten stammenden Einwohner wurden von
den Bayern Walchen (Wällische) genannt, die Namen Walling,
Wallern u. a. dürften hievon abzuleiten sein.2)
Die Bayern nahmen das Land bis zur Enns in Besitz und
hatten in den ostwärts wohnenden Avaren, welche von dem heutigen
Ungarn aus bis zur Enns ihr Reich ausgedehnt hatten, gar un¬
ruhige Nachbarn.
Obwohl das Christentum schon unter der Herrschaft der
Römer sich in unseren Gegenden im Laufe des 4. Jahrhunderts
allgemein verbreitet hatte und in allen größeren Orten Kirchen
errichtet worden waren — am meisten machte sich der heilige
Severin in der Mitte des 5. Jahrhunderts um die Befestigung des
Christentums verdient — so versanken doch die meisten Bewohner
unseres Landes in den unruhigen Zeiten, welche nach dem Unter¬
gange des weströmischen Reiches eintraten, wieder in das Heidentum.
Als die Bayern in unser Land zogen, waren sie noch Heiden.
Erst den Bemühungen des heiligen Rupertus, welcher von dem
Herzoge Theodo I. ins Land berufen worden war, gelang es, dem
Christentum Eingang zu verschaffen. Die heidnischen Opferaltäre
mußten christlichen Stätten weichen und zahlreiche Priester wurden
im Lande eingesetzt.
Die bayerischen Herzoge verloren später ihre selbständige
Stellung und kamen in Abhängigkeit der fränkischen Könige. Als
Herzog Thassilo IL, welcher wiederholt Versuche gemacht hatte,
sich der fränkischen Oberhoheit zu entledigen, in Verbindung mit
den Avaren trat, um sie zum Kriege gegen die Franken zu
bewegen, wurde er von Karl dem Großen seiner Herrschaft ent¬
setzt und in ein Kloster geschickt (788). Für uns ist Herzog
Thassilo IL, der letzte Agilolfinger, von besonderem Interesse, da
in dem Stiftsbriefe von Kremsmünster, das von ihm im Jahre 777
gegründet wurde, erwähnt wird, daß er dem Stifte zwei Weinberge
bei Aschach schenkte.
Somit war das frühere bayerische Gebiet jetzt unter der
Herrschaft der Franken. Um die Grenzen seines Reiches gegen
neue Einfälle der Avaren zu sichern, beschloß Karl der Große ihre
Unterwerfung. Er rüstete drei große Heere aus, von welchen das
erste von Böhmen her am linken Donauufer, das zweite, von einer
Flotte unterstützt, unter der persönlichen Führung Karls über
Passau am rechten Donauufer abwärts rückte, während von Süden
aus Italien her das dritte Heer unter Pipin, dem Sohne Karls,
2) ing, vom alten inon = einigen, vereinigen, bedeutet eine gemein¬
same Wohnung, einen Sammelplatz mehrerer Häuser (nach Karl Ehrlich:
„Orts- und Gemeindenamen in ihrer Herleitung.")
2) Siehe Ferdinand Zöhrer: „Oberösterreichs Chronik."