Scheinarchitektur ruhen die allegorischen Gestalten der damals bekannten vier
Weltteile, an den Langswänden Grisaillemalereien von Imperatoren, cm den
Schmalwänden Ölbilder „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen" und „Manna-
regen". Die an das Refektorium anstoßende Bibliothek, ein langgestreckter
tonnengewölbter Raum, 1771 adaptiert, in den Jahren 1771/73 von Josef
Schöpf mit Fresken geschmückt: Hauptfresken „St. Augustin als Bekämpfer
der Häresien", „Gründung des Stiftes xmb Ankunft des ersten Chorherrn aus
Sachsen", „Schenkung der Zehente in der Waldmark durch Erzbischof Konrad I.".
Über den Bücherregalen und in den Stichbögen: symbolische und allegorische
Darstellungen der verschiedenen Wissenschaften und Bilder von Ordensheiligen.
Bücherregale im Spätrokokodekor. Im Westtrakt der sogenannte Bayrische
Saal mit reichem Freskenschmuck von Josef Schöpf (1771): Mittelfeld des
Plafonds Darstellung des Phöbus Apoll, um das Mittelfresko eine Schein¬
galerie mit großen Göttergruppen und Medaillons mit Szenen aus dem um
Apoll sich spinnenden Sagenkreise; an den Wänden des Saals Grisaillemalereien
mit Darstellungen aus der griechischen Mythologie. Unter den mythologische!:
Grisaillen in ^ l gemalte kleine Bildchen mit reizenden Stilleben mit verschie¬
denem Dessert; an der Fensterwand Spiegel mit polychromen reichen Stuck¬
rahmungen in Spätrokokodekoration. Im äußersten Fürstenzimmer des West-
trakts: klassizistische Fresken, pompejanisches Ornament, dazwischen Medaillons
(gelb in gelb) mit antiken Köpfen, von Josef Bergler jun. aus Paffau (1772).
Bor dem Stift verschiedene stiftliche Gebäude des 17. Jahrh, und der
Kloster garten, barocke Gartenanlage des 17. Jahrh, mit Eisengitter der¬
selben Zeit.
Ried i. I., 1130 erstmals erwähnt, Pfarre zu den hl. Petrus und Paulus.
Kirche, ursprünglich gotische Anlage; von dieser das kielbogige Portal,
die St. Anna-Kapelle rechts vom Hauptportal mit spätgotischen Wand¬
malereien des jüngsten Gerichts, der Dreifaltigkeit und Auferstehung aus dem
Anfang des 16. Jahrh, und wohl die Grundrißdisposition erhalten. 1721—1733
Umbau der Kirche. Turm (1868). Langhaus, weitgespannte Tonne, tiefe
Seitenkapellen mit ostwärts gestellten Altären. Bandwerk st ukkos um 1730.
Hochaltar (1665) von Thomas Schwanthaler. Tabernakel, datiert 1770,
wahrscheinlich von Johann Peter Schwanthaler d. Ä. Seitenaltäre: Altar
mit der plastischen Mittelgruppe der Geißelung, reicher Aufbau um 1650, im
Aufsatz g o t i s ch e s R e l i e f der hl. Ursula aus dem Anfang des 16. Jahrh. Altar
mit den Seitenfiguren St. Benno und St. Wolfgang mit gutem Altarblatt
(18. Jahrh.), und Gruppe der Pietü um 1730 in der Art des Franz Schwan¬
thaler. H l. F a m i l i e n - A l t a r, umgestaltet, heutiger Aufbau aus dem 18. Jahrh,
mit seitlichen Figuren des St. Johann Baptist und St. Josef in der Art des Thomas
Schwanthaler, modernes Altarblatt, Rokokoreliquienschrein. Florianialtar,
mit plastischer Mittelgruppe des hl. Florian, ausgezeichnete Arbeit des Thomas
Schwanthaler (1669). Altar des Fleischhauer (1849). Epitaph des Grafen
Adolph von Tattenbach aus 1639, Marmorbau mit guter Figuralplaftik, zu
einem Altar gestaltet. Kanzel um 1720, stilistisch dem Franz Schwanthaler
zugehörig. In den Kapellen und an der Westwand Gestühl des 17. Jahrh.
Ülberggruppe (18. Jahrh.). Epitaph des Lazarus von Messenbach (1*1473)
aus der Werkstäite des Salzburger Meisters Hans Eybenstock. Sehr gute
Epitaphe aus 1508, 1519, 1520, 1521, 1526, 1546, 1558.
Am Stadtplatz Marktbrunnen mit dem steinernen Bild des Dietmair Anhänger
vor: dem Rieder Bildhauer Beit Adam Vogl (1665), ferner zwei heute zuge¬
mauerte Renaiffanceportale. In einer Erkerkragung am Hauptplatz Fresko
aus 1592. Im Museum unter anderm einige Schwanthaler Arbeiten: Fi-
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