Volltext: Schärding [5]

Historisch-kunstgeschichtliches Ortslexikon des ehem. kurbayrischen 
Landgerichts Schärding*) 
Abkürzungen: A. M. — Bayr. Hauptstaatsarchiv (Abteilung Kreisarchiv München); A. L. — Bayr. Staatsarchiv Landshut; 
0e. K- — Oesterr. Kunsttopographie Bd. 20 
St. Aegidi. 
Geschichte: 1294 urkundlich genannt. Die Kirche 1,308 
erwähnt. Vikariat des Klosters Cngelszell. Seit 1,786 selbst 
ständige Pfarre. 
Beschreibung: Pfarrkirche zum Hl. Aegidius. Lang 
haus Tonnengewölbt. Presbyterium des 16. Ihdts. mit 
Nehgewölbe. West türm, 1839 erbaut. Neugotische 
Einrichtung. Im Presbyterium Gemälde der Himmel 
fahrt Mariens (,18. Ihdt.) 
Andorf. 
Geschichte: Bereits im 11. Ihdt. wiederholt urkundlich er 
wähnt, Pfarre des Passauer Domkapitels seit der Mitte des 
14. Jahrhunderts; am Beginne des 16. Jahrhunderts wurde 
die Kirche zum hl. Stephan wegen Baufälligkeit zum großen 
Teil neuerbaut und am 2. Juni 1527 mit 3 Altären neu 
geweiht. 
In der Barockzeit bauliche Umgestaltungen; 1711 wird ein 
Turmbau in Angriff genommen und der Turm abgebrochen, 
wozu die St. Sebastianskirche 1711: 100 fl und 1713 wieder 
50 fl herleiht (A. L. Rep. XXXll b Fase 11 Nr. 129 u. 130). 
1740 stürzt ein Teil des Glockenturms infolge Grundfest 
senkung ein und beschädigt das rückwärtige Kirchengewölbe. 
1745/46 erbauen der Schärdinger Maurermeister Georg Köllers- 
berger und der Schärdinger Zimmermeister Andreas Hörets- 
berger einen neuen Turm mit Kuppel. (Oe. KT.) 1760 erweist 
sich ein neues Gewölbe notwendig. Zu der deswegen an 
geordneten Baumeisterkonferenz werden die Schärdinger Maurer 
meister Georg Türk (ff 1765) und Franz Köllersberger, dann 
der Braunauische Stadtmaurermeister Anton Hafenegger, der 
Tattenbachische Hofmarkmaurermeister Thomas Dänler und 
der Paffauische Stadtmaurermeister Severin Goldberger be 
rufen. Köllersberger ist für eine Reparatur, die anderen 
Meister sprechen sich für einen Neubau des Gewölbes aus. 
Bei der 4. Augenscheinskommission vom 27. März spricht 
sich der Münchner Stadtmaurermeister Leonhard Gießl, der 
sich gerade in Schärding wegen der E'msehung von Bau 
fällen an der dortigen Kaserne befand, der spätere Meister 
der bayerischen Kirchen von Bettbrunn, Schwindkirchen und 
Albaching, für die Pläne des Schärdinger Meisters Georg 
Türk aus, obwohl dessen Ueberschlag von 2797 fl 20 kr der 
höchste war, worauf am 10. Juni 1760 der Geistliche Rat 
in München anordnete, daß der Bau den Schärdinger Meistern 
Türk und Höretsberger übertragen werde. Bei Abtragung 
und Einwerfung des Kirchengewölbs zeigte sich aber sehr 
viele Baufälligkeit; zur Fundierung der neuen Pfeiler mußte 
man des schlechten Grundes wegen 14 bis 16 Schuh tief 
hineingraben, die Hauptmauer in der Höhe zu beiden Seiten 
2 bis 4 Schuh, dann rechts neben dem Turm gar 7 Schuh 
hoch und 13 Schuh lang abtragen und neu aufführen, ferner- 
unter die Kirchstühle ein neues Ziegel- und in die Mitte des Lang 
hauses ein urarmorsteinernes Pflaster zur Vermeidung der bereits 
eingetretenen Verfaulung der Rasthölzer legen, schließlich auch 
die Stuhldocken durchaus neu Herstellen, die Friedhofmauer, 
die Portale und die Oelbergkapelle neu eindecken und 4 Fenster 
im Langhaus und 2 im Chor neu einsehen, wodurch sich eine 
Ueberschreitung der Baukosten um 617 fl 48 kr ergab, welche 
der Geistl. Rat am 13. Oktober 1762 ratifizierte. 1773 erbaute 
Meister Höretsberger ein neues Schulhaus, 1775 erhielt die 
Kirche eine neue Glocke (A. M. Akt I. V. 100 73). 
Beschreibung: G o ti sch e Kir ch e, einschiffig, Presbyterium 
mit reichem spätgotischen Gewölbe (bez. 1527); Langhaus 
mit barocker Tonne aus 1760. Turm, Unterbau gotisch, 
Glockenstube aus 1745/46, geändert 1818 19. Sehr guter 
Hochaltar aus 1690/1700 mit Altarblatt von Hihenthaler 
d. I. aus Linz. Seiten altäre mit kostümlich interessanten 
Rokokofigürchen der hl. Isidor und Wendelin. Kreuzweg 
bilder von: Ende des 17. Ihdts. In der Vorhalle inte 
ressante polychrome figurenreiche Reliefs in Töpfer 
arbeit mit Darstellungen der Kreuzigung und Kreuzabnahme 
aus dem 16. Jahrhundert. Kanzel a. d. Ende des 18. Ihdts. 
Orgel aus der Mitte des 18. Ihdts. aus der Linzer Mino 
ritenkirche stammend. Kirchenbänke im Presbyterium 
a. d. Ende d. 17. Ihdts., im Langhaus aus 176o|62. Grab 
steine des 15.-18. Ihdts. 
Andorf, St. Sebastianskapelle im Ried. 
Geschichte: Die Kapelle wurde 1635'38 von Bartol. Viseardi 
erbaut; das rechte Seitenschiff wurde 1652 dazugebaut. 
Viseardi war verpflichtet, das Innere und Aeußere der Kirche 
gleich zu führen. Den Hochaltar samt Malerei und Vild- 
hauerarbeit lieferte der damals in Aurolzmünster tätige bayrische 
Hofmaler Thomas Holzmayr für 262 fl, wobei wahrscheinlich 
die Bildhauerarbeit von Georg Obermayr in Passau aus 
geführt wurde, welcher noch für 22 fl Ergänzungsarbeiten 
verrechnete. Die Faßarbeit besorgte der Maler Christoph 
Troll. Am 16. 8. 1638 wurde die Kapelle geweiht. 
*) Das Ortsverzeichnis umfaßt sämtliche kunsthistorisch und geschichtlich bedeutsamen Orte des ehem. kurbayrischen Landgerichts 
Schärding, also auch die alten Pfarren Taiskirchen, Andrichsfurt und Uhenaich und das Kloster Reichersberg, nicht aber 
die zum heutigen politischen Bezirk Schärding gehörigen Orte Riedau und Dorf, die Orte am linken Donauufer im Mühl 
viertel, da diese erst in jüngerer Zeit aus verwaltungsökonomischen Gründen dem Schärdinger Bezirk zugeteilt wurden, sich 
somit kulturgeschichtlich nach anderen Gesehen künstlerisch entwickelten als die kurbayrischen Orte. Die Orte am rechten Donau 
ufer um Engelszell fanden unter dem Gesichtspunkt eines Wanderbuches Erwähnung, ohne den ehem. kurbayrischen Orten 
zugezählt werden zu können. 
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