Volltext: Schärding [5]

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wurde und daß auch die Stadt Schärding culpa 
lata treffe, da die von ihr bestellten Bauinspektoren 
durch ihre Voreiligkeit die meiste Verantwortung mtf 
sich geladen hätten, aber, wenn auch die Finalreso 
lution deö Geistlichen Ratö vom 2k. März 1739 
dem Schärdinger Gottöhauö, zu „etwelcher Ersetzung 
deö Schadens" nur die 2000 fl zubilligte, die Pa- 
wagner als Kaution erlegt hatte, und im Uebrigen 
den unglücklichen Baumeister „extra 6olum et 
summam culpam" setzte und daö Absolutorium er 
teilte, so war doch Pawagner, der von dem Schär 
dinger Unglück selbst klagte „daß eö ihn fast daö 
Leben gekostet hätte, indem er in so höchst bedräng 
ter Verfolgung seines Kumnrerö und Sorgen kein 
Ende nrehr sehe" seit dieser Zeit scheinbar ein ge 
brochener Mann, er führte zwar Bauten in Pram, 
am Attersee und an anderen Orten, er überlebte das 
Prozeßende aber nicht mehr lange. Da6 Sterbema 
trikel zu St. Paul in Passau enthält den Eintrag: 
„1743 August 5. Jacobuö Pawagner burgl. und 
capitlischer Maurermeister, alt 61 Jahr." 
Der Bau der Stadtpsarrkirche in Schärding selbst 
aber erfuhr keine nennenswerte Unterbrechung. Der 
baugeschichtlich so wichtige Geistl.-Rats-Akt berichtet, 
daß der Bau „Hinach durch den Hofbaumeister G u- 
nirztheiner (sie.) geführt wurde. Johann Gunets- 
rhainer erstattete am 22. März, am 19. Mai und 
30. Juli 1722 Berichte an den Geistlichen Rat und 
veranschlagte den Geldbedarf zur „Vollstreckung deö 
Pawagner'fchen GebäuS nur noch auf 7810 fl 10 kr", 
immerhin aber mußten „sowohl zum Pawagner'schen 
als zum Gunetörhainer'schen Bau insgesamt 31390 fl 
Gotteöhauögelder auö dem Rentamt Burghausen und 
anderen Rentämtern gegen künftige Wiedererstattung 
vorgeschossen werden, bis endlich der Bau vollendet 
war. Der Rohbau war wohl, wie die Inschrift am 
Südportal meldet, 1724 vollendet, der Jnnenbau 
dauerte aber wohl noch biö gegen 1727 fort. Gu- 
netör Haine r scheint sich bei der Vollendung deö Baueö 
seines Verwandten, deö danralö gerade am Beginne 
seiner Laufbahnstehenden,nachmalich„hochberuehmten" 
Johann Michael Fischer alö Palier bedient zu haben, 
denn sonst hätte Fischer nicht 1725, alö er den Bau 
der Kirche in Kirchham am linken Jnnufer gegen 
über Obernberg führte, von sich sagen können, er 
„habe dieses kleine Kirchengebäu nur darum um 
einen geringen Verdienst übernommen, weil er ohne 
dies unweit davon zu Schärding und Niederalteich 
importanten Kirchen- und Turmgebäu vorzustehen 
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habe"^). Da nach den vorliegenden Archivalien an der 
obersten Bauleitung Gunetörhainerö in Schärding 
nicht zu zweifeln ist, so kann Fischers Behauptung, 
daß er dem Kirchen- und Turmbau in Schärding „vorzu 
stehen" habe, nicht anders aufgefaßt werden, alö daS Gu- 
netSrhainer seinen jungen Verwandten Fischer als 
Palier und sonnt technischen Leiter deS Baus enga 
gierte oder aber daß er um 1725 Gunetörhainer in 
der Bauleitung ablöste. Diese Annahme stimmt 
auch durchaus mit Fischers Lebensdaten überein, denn 
alö Gunetörhainer im Frühjahr 1722 den Schär 
dinger Bau übernahm, war Fischer noch Palier und 
als Maurerpalier kaufte er 1723 der verwittibten 
Maurermeisterin Anna Maria Geigerin in München um 
130 fl das Handwerk ab und erst um 1724 erhielt 
er daö Meisterrecht; er wäre also vorher, also ins 
besondere im Frühjahr 1722, gar nicht zur selbst- 
ständigen Bauführung in Schärding befugt gewesen. Die 
SchärdingerPalierleistungführteerdannwohlfürseincn 
Vetter Gunetörhainer auch alö junger Meister zu 
Ende. 
Mit der Feststellung der Zusammenarbeit deö Wiener 
Meisters und der beiden in ihrer Zeit führenden 
altbairischen Baumeister rückt die St. GeprgSkirche 
in Schärding in die erste Reihe der kunsthistorisch 
bedeutsamsten süddeutschen Barockbauten. Der An 
teil der einzelnen Meister am heutigen Bau läßt sich 
ohne weitere archivalische Belege schwer genau sondern. 
Pawagner benützte wohl die gotischen Grundfesten 
und übernahm vom alten Bau völlig daö Presby 
terium und den Turm, war also in der Grundriß 
disposition bis zu einem gewißen Grad gebunden, auch die 
AufrißdiSposition ist wohl zum überwiegenden Teil durch 
ihn bestimmt worden. Die Schweifung der Einporen 
brüstung, somit also die Einführung deö Bewegungs 
motivs in den klassisch ernsten Raum, scheint bereits 
auf den altbairischen Baukünstler zu deuten, ebenso 
wie die Einfügung der heute nicht mehr erhaltenen, 
beim Brand 1809 eingestürzten Flachkuppel deß 
Querschiffes, die im Munde der Schärdinger, wie 
Lamprecht berichtet, die „Vatikankuppel" hieß, in 
ihrer raumvereinheitlichenden Wirkung durchaus alt 
bairischen Baugepflogenheiten entsprach. Auf Johann 
Michael Fischers Rechnung hin wieder dürfen wir in 
0) Freundliche Mitteilung des Bearbeiters der Kunstdenkmäler 
von Niederbayern, Bezirksamt Griesbach, Hauptkonservators 
Dr. Anton Eckhardt —München aus seinen Archivarbeiten 
Hauptstaatsarchiv (Abt. Kreisarchiv) München, Gerichts 
literalien v. Griesbach, 1185.
	        
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