Volltext: Schärding [5]

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Am 11. Oktober 1792 verkaufte die k. k. Kammeral- 
adminiftration an den Passauer Kastenbeamten Brandt 
auch noch für 50 fl die Schloßkapelle im Vorhof 
und das sogen. Rundell (siehe Abb. 111/3). Die 
einstigen Wehrbauten des Schlosses waren völlig dem 
Verfall preisgegeben; schon 1794 heißt es, daß die 
„Ringmauern schon seit undenkbaren Jahren 
ihrer Verdachung und ihrer vormaligen Höhe beraubt" 
seien. Am 14. Feber 1794 stürzte denn auch die 
Ringmauer nächst dem äußeren Tor, in der Länge 
7 Klafter, in der Höhe 6 Klafter und in der Dicke 
Z Schuh, zusammen. Dein daraus entstandenen 
Streit zwischen der k. k. Kammeraladministration und 
dem Hochstift Pass au wegen der Baupflicht verdanken 
wir die Entstehung des von dein Schärdinger Bau- 
nreister Bernhard Aichinger im Mai 1794 gezeichneten 
Situationsplanes des Pflegschloßgebäudeö der Stadt 
Schärding (Abb. 111/9). Der Plan spricht nur mehr 
von den Ruinen (Rudera) des Schloßwohnungöge- 
bäudeö und von anderen Reminiszenzen auö der 
Zeit des Bestehens der alten Burg. Die Beschießung 
und der Brand deS Jahres 1809, bei dem ein 
Bekanntes und Unbekanntes über 
Als sich Schärding unter der Herrschaft Herzogs 
Rudolf I V. von Oesterreich befand und die Schärdinger 
Bürger int Kampfe gegen den Baiernherzog Albrecht 
im ganzen Lande von ihrer Tapferkeit reden machten, 
da verlieh Herzog Rudolf I V. dem Orte, welchen er 
damals noch einen schlecht befestigten Markt 
nennen mußte, im Jahre 1364 zum Danke alle 
Freiheiten, wie sie die Städte des Landes ob der Enns 
genossen. Die späteren Kämpfe zwischen Oesterreich 
und Bayern hatten zur Folge, daß Schärding in 
der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts mit 
Mauern imb Türmen bewehrt wurde. Der Baiern 
herzog Ludwig der Gebartete gestaltete dann, wie der 
Gedenkstein im Turm der Pfarrkirche der Nachwelt 
berichtet, in ben Jahren 1429 — 1437 die Stadt 
Schärding zur mächtigen Festung. Er umgürtete 
damals die Burg, die seit der Römerzeit ein be 
festigter Platz war und seit dieser Zeit stark bewehrt 
war, mit einem zweiten Befestigungsring, er ließ aber 
auch den Stadtgraben brechen bis an den Inn, in 
dem das Jnngewässer spülte, ließ den Stadtzwinger 
turm, das Allerheiligentor, das Jnntor, und den 
Zwinger am Eichbüchel vom Grund aus heraus- 
Magazin im Schloß in Flammen aufging, dann 
der nagende Zahn der Zeit im 19. Jahrhundert be 
sorgten den Rest, um die Spuren der einst so stolzen 
Burg so gründlich auszutilgen, daß die Ausforschung 
ihrer Reste im heutigen Schärdinger Stadtgarten 
bereits mehr eine archäologische als kunsthistorische 
Angelegenheit ist. An die alte Burg erinnert vielleicht 
am eindrucksvollsten der noch erhaltene Vorbau des 
äußeren Schloßtors^), das 1863 die Stadt Schär 
ding für 1600 fl vom k. k. Aerar erwarb. Heute 
birgt dieser Teil der Burg Schärding das von Eduard 
Kyrle und anderen Schärdinger Heimatfreunden 
geschaffene Stadtmuseum, so daß die stolze Geschichte 
Schärdings wieder tu den Mauern der alten Herzogs 
burg ihren natürlichen Brennpunkt findet wie einst 
(Bild 111/2).**) 
2Y Das äußere Schloßtor trägt auf der Vorderseite das 
herzogliche bayrische Wappen und die Jahreszahl 1604, au 
einem Gewölbe im Innern die Jahreszahl 1580. Vergl. 
„Der Sammler" Beilage zum Schärdinger Wochenblatt 11/3. 
24 ) Die Angaben für die Zeit von 1782 — 1795 fußen auf 
dem Akt: A. L. Rep 51. Fase. 30. Nr. 548 „Einsturz 
der Schloßmauer in Schärding", die Schilderungen von 
1724-1774 auf Lamprecht a. a. o. S. 234/47. 
die Schärdinger Stadtbefestigungen 
mauern und viel anderes nützliches Gebäll für Stadt 
und Veste Schärding vollführen. Herzog Ludwigs 
Werk ist zum guten Teile noch erhalten rutd gibt 
der Stadt viel mittelalterliches Gepräge. 
Schon bald hinter der Prambrücke, während wir 
noch auf den Gründen gehen, die einst zur „Haus- 
und Hofhaltung" des Schlosses Schärding gehörten'), 
stoßen wir auf den tiefen, heute trocken gelegten 
Seilergraben, der mit der Mauer aus großblöckigem 
Bruchstein die Stadt gegen Osten schützte. Die 
Mauer springt in 4 Rundtürmen mit Schlüssel- 
scharten vor, von denen der detn Linzertor zunächst 
gelegene verhältnismäßig gut erhalten ist, während 
die anderen fast bis zur Grundveste abgetragen sind. 
Die Mauer stößt dann detn Jntt zu an das 
Passauertor, einst Allerheiligen- auch Pramer- 
oder Landrichtertor genannt, das mit seinem spitzen 
Torbogen, über den sich ein Stockwerksaufbau mit 
Mansarddach als Rest einstiger stolzer Höhe türutt, 
an die Zeiten entschwundener Wehrhaftigkeit erinnert. 
Vom Paffauertor und dem daran angrenzenden 
Frankingerhof erstreckt sich wohlerhalten die Mauer 
0 Vergl. S. 30 Anm. 13. 
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