Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

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ob wir mit starken Kräften gegen Serbien marschieren können 
oder unsere Hauptmacht gegen Rußland zu verwenden haben 
werden. Die Entscheidung dieser Frage bedingt die ganze Anlage 
des Feldzuges gegen Serbien. Wenn Rußland die erwähnten 
militärischen Bezirke tatsächlich mobilisiert, wäre es unerläßlich 
(schon mit Rücksicht auf die große Bedeutung des Zeitgewinnes 
für Rußland), daß sowohl Österreich-Ungarn als der ganzen 
Situation nach auch Deutschland sofortige weitestgehende 
Gegenmaßregeln ergreifen. 
Baron Conrads Ansicht erscheint Grafen Berchtold höchst 
beachtenswert, und derselbe glaubt daher, das Berliner 
Kabinett dringend ersuchen zu müssen, dem Gedanken näherzutreten, 
ob nicht Rußland in freundschaftlicher Weise aufmerksam gemacht 
werden sollte, daß die Mobilisierung obiger Bezirke einer Drohung 
gleichkomme und, falls sie zur Tat werde, sowohl seitens der 
Monarchie als vom verbündeten Deutschen Reich notwendigerweise 
weitestgehende militärische Gegenmaßregeln herausfordere. 
Graf Berchtold ist der Ansicht, daß ein solcher Schritt, um 
Rußland das eventuelle Einlenken zu erleichtern, vorerst allein von 
Deutschland unternommen werden sollte; doch wären wir natürlich 
auch bereit, den Schritt zu zweien zu machen. 
Eine deutliche Sprache erschiene Grafen Berchtold in diesem 
Augenblick als das wirksamste Mittel, um Rußland die ganze Trag¬ 
weite eines drohenden Verhaltens zum Bewußtsein zu bringen. 
Da ferner nach den dem Berliner Kabinett zugekommenen 
Nachrichten aus Bukarest in Rumänien günstige Dispositionen be¬ 
stehen, wären dieselben vielleicht zu benützen, um auch von Ru¬ 
mänien her einen Druck auf Rußland auszuüben. 
Zu diesem Zweck, meint die k. u. k. Regierung, sollten der 
österreich-ungarische und der k. deutsche Gesandte in Buka¬ 
rest unverzüglich angewiesen werden, an König Carol mit dem Er¬ 
suchen heranzutreten, sei es durch eine von Rumänien auszufüh¬ 
rende Demarche in Petersburg (eventuell auch durch ein geheimes 
Telegramm des Königs Carol an Kaiser Nikolaus) oder durch 
öffentliche Bekanntgabe des Bündnisses offen zu erklären, daß im 
Falle einer europäischen Konflagration Rumänien an der Seite des 
Dreibundes gegen Rußland kämpfen wird. 
Um ihrem Zweck zu entsprechen, müßte diese Klarstellung bis 
spätestens i. August erfolgen. 
Die k. u. k. Regierung glaubt bestimmt annehmen zu dürfen, 
daß die maßgebenden Faktoren des Deutschen Reiches angesichts 
des für beide Reiche bedrohenden Verhaltens Rußlands diesen 
Vorschlägen ihre Zustimmung nicht versagen werden.
	        
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