Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

Gestützt auf seine Macht und das unerschütter¬ 
liche Bündnis mit Frankreich sehe Rußland den 
Ereignissen ruhig entgegen. Die Friedensliebe Ru߬ 
lands sei bekannt, aber Rußland erkenne seine 
historische Aufgabe und sei bereit, auch die ent¬ 
scheidendsten Schritte zu tun, die die Ereignisse er¬ 
fordern sollten. 
Im Gegensatz zur »Nowoje Wremja« steht die 
»Semschtschina«. Sie verurteilt das Ultimatum, 
schreibt aber dann, es sei fern von ihr, Serbien auf¬ 
zuhetzen. Die russische Regierung sei verpflichtet, 
nach Möglichkeit Serbien zurückzuhalten sowie 
gleichzeitig auf Österreich einzuwirken. Offenbar 
sei die Regierung auch in dieser Richtung tätig. 
Sollte Österreich es auf einen Krieg abgesehen haben, 
so müsse man Maßnahmen ergreifen, um denselben 
zu verhindern, ohne dabei Europa in den Krieg zu 
verwickeln. Durch Deutschland oder Italien müsse 
man auf Österreich einwirken. 
Bei einem »allgemeinen Schlachten« würde 
Rußland auch in einen Krieg mit Deutschland ver¬ 
wickelt werden, den weder Rußland noch die 
Deutschen wollten. »Bis jetzt bestehen zwischen uns 
noch gute Beziehungen, warum sollen die zur Er¬ 
haltung des Friedens nicht ausgenutzt werden ?« 
Über die Äußerung Suchomlinows, daß alles bereit 
sei, könne man sich ja freuen, aber darum würde 
man in Deutschland vielleicht noch eher auf unsere 
Stimme, Österreich zu beeinflussen, hören. 
Die Nachricht von der ablehnenden Haltung 
Österreichs gegenüber der serbischen Antwort bedeute 
noch nicht, daß Österreich den Einwirkungen 
Deutschlands unzugänglich sein werde. 
Ähnlich betrachtet die »Rjetsch« die Situation. 
»Es scheint,« schreibt das Blatt, »daß ungeachtet 
der Provokation der ,Nowoje Wremja' die äußersten 
Maßnahmen von Deutschland noch nicht beabsichtigt 
sind. Daß die Hoffnung auf einen friedlichen Aus¬ 
gang oder im äußersten Falle auf eine Lokalisierung 
des Konflikts noch nicht verloren ist, kann man 
aus den von uns wiedergegebenen Nachrichten 
einiger Londoner Handelskreise schließen, welche 
die von England einzunehmende Stellung betreffen. 
England beabsichtige, seine Vermittelung anzubieten, 
deren Zweck darin besteht, die österreichische Note 
in zwei Teile zu teilen, nämlich einen politischen, 
der Gegenstand der Verhandlungen der Mächte sein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.