Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

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Nr. 471 
Nicht verwendeter Entwurf eines Telegramms des Kaisers 
an den König von Rumänien1 
Dem erschütternden Attentat in Sarajevo haben sich Ereig¬ 
nisse angereiht, deren weiterer Entwicklung ich mit ernsten Befürch¬ 
tungen entgegensehe. In vorbildlicher Sorge um das Wohl seiner 
Völker hat unser ehrwürdiger Freund und Bundesgenosse Kaiser 
Franz Joseph von Serbien Sühne für den fürchterlichen Mord seines 
Neffen und Abkehr von der gegen Österreich-Ungarn gerichteten 
Mördpolitik geheischt". Wir durften Erfüllung dieser berechtigten 
Forderung durch Serbien sowie deren moralische Unterstützung 
durch die Monarchen Europas und alle Kulturnationen erwarten. 
Der Panslawismus glaubt indes die schützende Hand über Serbien 
halten zu sollen. Rußland tritt an die Seite Serbiens und macht 
dadurch die serbischen Bestrebungen auf Unterhöhlung der Existenz¬ 
bedingungen der österreichisch-ungarischen Monarchie zu den 
seinigen. Ich verschließe mich nicht der Einsicht, daß die von den 
Panslawisten gegen Österreich-Ungarn betriebene Agitation in ihrem 
Endziel mittels der Zertrümmerung der Donaumonarchie die 
Schwächung oder Sprengung des Dreibundes und in der Folgewir¬ 
kung die Isolierung meines Reiches erstrebt, um dann ungehindert 
ihre Herrschaft über den Südosten Europas aufrichten zu können. 
Bündnispflicht, Ehre und Selbsterhaltung weisen mich somit an die 
Seite Österreich-Ungarns. In dieser schicksalsschweren Stunde lenke 
ich meine Gedanken zu Dir, der Du an Europas Ostmark Deine 
segensreiche Regierungstätigkeit staatserhaltender Kulturarbeit und 
dem Bau des festen Außendamms gegen die steigende slawische Flut 
gewidmet hast. Ich weiß, daß Du als fürsorglicher Herr Deiner 
Lande und als Hohenzollernfürst in der2 Stunde des Ernstes treu zum 
Freunde halten wirst. 
1 Nichtdatierter,^ mit Schreibmaschine geschriebener, nicht paraphierter 
Entwurf mit Änderungen von Bergens Hand. Eingangsvermerk des Aus¬ 
wärtigen Amts: 30. Juli nachm. Abgegangen ist das Telegramm nicht mit 
dem Text dieses Entwurfs, sondern in der (Nr. 472) mitgeteilten Form. 
* Entwurf hatte ursprünglich: »Lande, als Hohenzollernfürst und Offizier 
auch in der.«
	        
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