Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

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Soeben — einhalb zwölf Uhr nachts — geht mir Note mit 
erläuternden Bemerkungen österreichisch - ungarischer Regierung 
gedruckt zu. Da Note nebst Bemerkungen heute abend Presse mit¬ 
geteilt wird, habe ich, auch mit Rücksicht auf deren Umfang — fast 
sechs Druckseiten —, von deren telegraphischer Übermittelung absehen 
zu sollen geglaubt. 
Tschirschky 
Nr. 281 
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 115 Wien, den 27. Juli 19141 2 
Graf Berchtold suchte mich heute spät abends auf, um mir 
nachstehendes zu melden: 
Hier ist Telegramm von Graf Szäpäry auf Grund Meldung 
Militärattaches eingetroffen, daß Nachrichten sich verdichten, wonach 
Militärbezirke Kiew, Warschau, Odessa, Moskau Mobilisierungsbefehl 
erhielten bei gleichzeitigem Einziehen von Reservisten. Bezirke 
Petersburg und Wilna, wahrscheinlich auch Kasan, hätten Befehl zur 
Vorbereitung Mobilisierung, jedoch ohne Reservisten. 
Chef des Generalstabs ist der Ansicht, daß Moment gekommen 
wäre, falls Bestätigung über russische militärische Maßnahmen Berlin 
vorliegt, mit Rücksicht auf wünschenswerte Klarstellung militärischer 
Lage in Petersburg zu erklären, daß in dieser Mobilisierung derartige 
Bedrohung an Süd- und Westgrenze Rußlands vorliegt, daß ent¬ 
sprechende Gegenmaßregeln ergriffen werden müßten. 
Freiherr Conrad von Hötzendorf ist weiter der Ansicht, daß von 
einer solchen Erklärung in Petersburg Rumänien sofort verständigt 
und gegebenenfalls aufgefordert werden sollte, sich der Erklärung 
anzuschließen. Vielleicht wäre dies auch gegebener Augenblick für 
Publizierung Bündnisvertrags mit Rumänien, nachdem Herr Beldiman 
Graf von Szäpäry gegenüber erwähnt hat, daß leitende Kreise in 
Rumänien infolge der jüngsten Ereignisse Mittel und Wege suchen 
zur Veröffentlichung des Vertrags. 
Tschirschky 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Telegramm, datiert vom 27. Juli, aufgegeben in Wien, 28. Juli i45 vorm., 
angekommen im Auswärtigen Amt 28. Juli 40 vorm. Eingangsvermerk: 
28. Juli vorm. 
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