Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

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Kr. 398 
Der Botschafter in Konstantinopel an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 382 Therapia, den 29. Juli 19141 2 
Seit Beginn der Krisis hat Markgraf Pallavicmi mir die ge¬ 
heimsten Aus- und Eingänge seiner Botschaft — selbst Telegramme 
mit Vermerk »selbst entziffern« — mitgeteiit. In der Bündnisfrage 
war Zusammenarbeit schon dadurch geboten, daß Großwesir, abge¬ 
sehen von seinen letzten Positionen, selbst immer mit uns beiden 
verhandelte. Ich glaube nicht, daß ein Bündnis ohne Beteiligung 
Österreichs zustande kommen kann, denn die Pforte wird sich auf 
eine Allianz bloß für die Dauer der jetzigen Krisis keinenfalls ein- 
lassen. Es wäre der Fall denkbar, daß Rußland nicht Österreich, 
sondern die Türkei angreift3, in welchem Falle wir Rußland den 
Krieg erklären müßten, ohne daß'für Österreich casus foederis ein¬ 
träte. Es ist daher nicht unbedenklich, Österreich von jetzt an 
ganz im Dunkeln zu lassen. Markgraf Pallavicini würde mir mein 
Schweigen übelnehmen, besonders wenn er auf anderem Wege — 
etwa durch den Großwesir — erfährt, daß ich hier verhandele. 
Sobald eine Basis zwischen Großwesir und uns gefunden ist, würde 
ich bitten, mich zu einer vertraulichen Mitteilung an Pallavicini zu 
ermächtigen 4. 
Beginn der Verhandlungen voraussichtlich heute abend. 
Wangenheim 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Therapia 29. Juli, y2 nachm., angekommen im Auswärtigen 
Amt 30. Juli, 540'vorm. Eingangsvermerk: 30. Juli vorm. 
3 Dazu der Randvermerk des Reichskanzlers: »richtig. Auch ich hatte schon 
darauf aufmerksam gemacht.« 
4 Siehe Nr. 320, 411 und 431.
	        
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