Volltext: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung (2 / 1919)

Wir stehen somit, falls Österreich jede Vermittelung ablehnt, 
vor einer Conflagration, bei der England gegen uns, Italien und Ru¬ 
mänien nach allen Anzeichen nicht mit uns gehen würden und wir 
2 gegen 4 Großmächte ständen. Deutschland fiele durch Gegnerschaft 
Englands d is Hauptgewicht des Kampfes zu. Österreichs politisches 
Prestige, die Waffenehre seiner Armee, sowie seine berechtigten An¬ 
sprüche Serbien gegenüber, könnten durch Besetzung Belgrads oder 
anderer Plätze hinrexhend gewahrt weiden. Es würde durch De¬ 
mütigung Serbiens seine Stellung im Balkan wie Rußland gegenüber 
wieder stark machen. Unter diesen Umständen müssen wir der Er¬ 
wägung des Wiener Kabinetts dringend und nachdrücklich anheim¬ 
stellen, die Vermittlung zu den angegebenen ehrenvollen Bedingungen 
anzunehmen. Die Verantwortung für die sonst eintretenden Folgen 
wäre für Österreich und uns eine ungemein schwere4. 
Bethmann Hollweg 
4 Siehe Nr. 434, 437, 440, 441, 450, 464, 465, 468 und 482. 
Nr. 396 
Der Reichskanzler an den Botschafter in Wien1 
Telegramm 193 Berlin, den 30. Juli 19141 2 
Graf Pourtales telegraphiert: 
»Sasonow mitteilte mir Krieg bedeute«3. 
Diese Meldung steht nicht im Einklang mit der Darstellung, 
die Ew. pp. in dem Verlauf der Unterredung des Grafen Berchtold 
mit Herrn Schebeko gegeben haben. Anscheinend liegt Mißver¬ 
ständnis vor, das ich aufzuklären bitte. Wir können Österreich- 
Ungarn nicht zumuten, mit Serbien zu verhandeln, mit dem es im 
Kriegszustand begriffen ist. Die Verweigerung jeden Meinungsaus¬ 
tausches mit Petersburg aber würde schwerer Fehler sein, da er 
1 Nach dem Konzept. Entwurf von Stumms Hand, mit Änderungen und 
Ergänzungen Jagows und des Reichskanzlers. — Vergl. Bethmanns Rede 
im Reichstag am 19. August 1913. 
2 3U vorm, zum Haupttelegraphenamt, abgefertigt 440 vorm., aut der Bot¬ 
schaft in Wien angekommen 10 Uhr vorm. 
3 Hier ist Pourtales' Telegramm vom 29. Juli (Nr. 365'i nach Vornahme 
einiger Kürzungen, insbesondere Fortlassung der Worte »und klammere 
Strohhalm«, »daß mir Stellungnahme . bekannt sei« 
und »falls derselbe bevorstehe«, eingetügt.
	        
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