Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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Die Äußerungen des Königs über Österreich-Ungarn lassen sich 
— aus dem Zusammenhang gerissen, wie Graf Czernin sie berichtet — 
schwer beurteilen. Mit der Besorgnis, daß der Tod des Erzherzogs 
im jetzigen Moment für die Monarchie folgenschwer sein kann, dürfte 
der König nicht allein stehen. Daß aber ein so vorsichtiger Politiker 
wie König Carol den österreichischen Gesandten auf die Möglichkeit 
des Zusammenbruchs seines Vaterlandes hat hin weisen wollen, ist 
kaum anzunehmen. Jedenfalls läßt sich aus der Äußerung noch 
nicht ohne weiteres auf die zukünftige Haltung Rumäniens schließen. 
Dagegen läßt sich wohl aus der Art der Berichterstattung über 
diese Äußerung auf einen weitgehenden diplomatischen Dilettantismus 
des Autors schließen. 
Jagow 
Nr. 40 
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 87 Wien, den 13. Juli 19141 2 
Graf Berchtold teilt durchaus die Ansicht Ew. Exz. 3, daß die 
Ergebnisse der Untersuchung in Sarajevo nicht im einzelnen, sondern 
Richtung serbischer Politik und ihre Folgen zusammenfassend dar¬ 
zustellen sein werden. 
Minister ist jetzt selbst überzeugt, daß schnellstes4 * Handeln 
geboten ist. Er hofft morgen mit Tisza über Wortlaut der an 
Serbien zu richtenden Note ins Reine zu kommen, würde diese dann 
Mittwoch, den 15. Juli, dem Kaiser in Ischl unterbreiten, worauf 
dann unverzüglich — mithin noch vor Abreise Poincares — Über¬ 
gabe in Belgrad erfolgen könnte. 
Tschir schky 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Wien 13. Juli 3 40 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 
78 nachm. Eingangsvermerk: 14. Juli vorm. Der zweite Abschnitt von Jagow 
am 14. Juli 1123 vorm, telegraphisch dem Kaiser mitgeteilt, dem die Ent¬ 
zifferung nachmittags nach 5 Uhr vorlag. 
3 Siehe Nr. 31. 
4 Die Worte »jetzt selbst Überzeugt« und »schnellstes« vom Kaiser zweimal 
unterstrichen.
	        
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