Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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es nur erwünscht, daß Wien genügend Material sammelt, um zu be¬ 
weisen, daß in Serbien eine großserbische Agitation besteht, welche 
Monarchie gefährdet, damit öffentliche Meinung Europas soweit als 
möglich vom guten Recht Österreichs überzeugt wird. Dies Material 
wäre am besten — nicht getrennt, sondern einheitlich — kurz vor 
Stellung der Forderungen bzw. des Ultimatums an Serbien zu 
publizieren 4. 
Jagow 
4 Siehe Nr. 40. 
Nr. 32 
Der Gesandte in Belgrad an den Reichskanzler1 
Belgrad, den 8. Juli 19141 2 
Herr Paschitsch sprach sich mir gegenüber heute 
gelegentlich der Vorstellung des Militärattaches 
lange über das Attentat in Sarajevo und die Ma߬ 
nahmen aus, welche die serbische Regierung im 
Zusammenhang damit und zur Verhinderung weiterer 
anarchistischer Freveltaten zu ergreifen beabsichtigt3 4. 
Er begann zunächst mit Versicherungen seiner 
tiefsten Entrüstung und seines größten Abscheues 
über die Tat und hob dann hervor, daß man doch 
Blech!!!! nicht eine zivilisierte4 Regierung für die Exzesse 
unreifer und überspannter Burschen verantwortlich 
machen dürfe. Die österreichisch-ungarische Presse 
schieße weit über das Ziel hinaus. Die Über¬ 
wachung der nationalistischen Vereine und ihrer 
Verbindungen im In- und Auslande stelle der ser¬ 
bischen Regierung die schwierigsten Aufgaben; die 
demokratisch-freisinnige Verfassung des Landes, 
namentlich auf dem Gebiete des Vereinswesens und 
der Presse, biete der Regierung nahezu keine Hand- 
1 Nach der Ausfertigung. 
2 Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 11. Juli nachm. Bericht lag dem 
Kaiser vor, von ihm am 20. Juli zurückgegeben, am 23. Juli wieder im Amt. 
Kaiser befahl durch Randverfügung Mitteilung an den Botschafter in Wien, 
die indessen tatsächlich nicht erfolgt ist. 
3 »beabsichtigt« vom Kaiser zweimal unterstrichen. 
4 »zivilisierte« vom Kaiser zweimal unterstrichen.
	        
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