Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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Nr. 6 a 
Der Generalkonsul in Sarajevo an das Auswärtige Amt1 
Telegramm n Sarajevo, den i. Juli 1914* 
Heule Nacht ist von Semlin als Tatsache hierher berichtet 
worden, daß io bis 12 Verschwörer aus Belgrad unabhängig einer 
vom anderen entsendet worden sind. 
Hier in Sarajevo waren mindestens drei Mordgesellen postiert. 
Mein Vertrauensmann, eine unbedingt zuverlässige Persönlichkeit in 
verantwortlicher, ihn allseitig orientierender Stellung, erklärte mir 
auf meine bestimmte Frage als mein Freund, daß' er die Reise 
Sr. M. des Kaisers nach Wien auf Grund seiner Kenntnis der Wiener 
Verhältnisse und des Systems der russisch-serbischen Gewalttäter auf 
das allerentschiedenste widerraten müsse. — Ich persönlich trete 
dem nach alledem, was ich hier gehört oder beobachtet habe, be¬ 
dingungslos bei. 
Die Fahrt nach Artstätte3, das rein deutsch und klein, deshalb 
leicht kontrollierbar sei, soll unbedenklich sein4. 
Dr. Eiswaldt 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Sarajevo den 1. Juli i° nachm., angekommen im Aus¬ 
wärtigen Amt 1. Juli, 46 nachm. Eingangsvermerk des Auswärtigen Amts: 
1. Juli nachm. 
3 So in der Entzifferung für »Artstetten«. 
4 Siehe Nr. 6 b. 
Nr. 6 b 
Der Reichskanzler an den Botschafter in Wien1 
Telegramm 107 Berlin, 2. Juli 19141 2 
Infolge der aus Sarajevo eingegangenen Warnungen3, von denen 
eine erste übrigens schon aus dem April d. J. datiert, habe ich 
S. M. den Kaiser bitten müssen, die Reise nach Wien aufzugeben. 
Bestimmend war für mich, daß es sich bei dieser Reise nicht um 
einen Akt staatlicher oder politischer Notwendigkeit, sondern um 
eine über die Forderungen der Etikette hinausgehende freiwillige 
Bekundung freundschaftlicher Gesinnungen handelt, daß der Frevel¬ 
1 Nach dem Konzept von des Reichskanzlers Hand. 
2 io20 vorm, zum Haupttelegraphenamt gegeben. 
3 Siehe Nr. 6 a.
	        
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