Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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Es ist aber vorauszusehen, daß von beiden sehr bald energische 
Versuche einsetzen werden, die türkische Regierung einzuschüch¬ 
tern und sie auf den Anschluß an Griechenland unter Schutz der 
Triple-Entente zu verweisen. Wenn der Türkei kein positiver 
Schutz gegen Rußland gewährt wird, so braucht deshalb die Türkei 
nicht unbedingt an die Triple-Entente verloren zu gehen, obwohl 
die Versuchung, sich unter russischen Schutz zu stellen, dann 
natürlich für die Türken sehr groß wird. Ich glaube aber, daß 
nach unserer Ablehnung die Bulgaren und Türken sich zusammen¬ 
finden werden, um ä conto des beschäftigten Serbiens mit Griechen¬ 
land abzurechnen. Damit würde das allgemeine declanchement 
beginnen. Wir haben das Interesse, Bulgarien und die Jungtürken 
festzuhalten, solange der österreichisch-serbische Konflikt lokali¬ 
siert bleibt. 
Mein Urteil über die Bündnisfähigkeit der Türkei müßte ich 
natürlich berichtigen, wenn die türkische Armee tatsächlich von 
deutschen Offizieren kommandiert wird. Ihr militärischer Wert 
würde sich damit verdreifachen. General Liman sagt mir 
heute, er . . . ,8 sich stark als Führer der sofort ins . . . .4 zu 
stellenden 5 türkischen Armeekorps unter allen Umständen jed. 
. 55 stark zu schlagen. Das deutsche Kommando würde 
auch den unschätzbaren Wert haben, daß die Türkei im Kriegsfall 
die übernommenen Verpflichtungen ausführen müßte. 
Wangenheim 
3 Zifferngruppe fehlt; im Auswärtigen Amt sinngemäß ergänzt: mache. 
4 Zifferngruppe fehlt; im Auswärtigen Amt sinngemäß ergänzt: Feld. 
r> Zifferngruppe unverständlich. 
Nr. 257 
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 113 Wien, den 27. Juli 19141 2 
Man hat hier beschlossen, morgen, spätestens übermorgen, offi¬ 
zielle Kriegserklärung zu erlassen, hauptsächlich, um jedem Inter¬ 
ventionsversuch den Boden zu entziehen. 
Tschirschky 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Wien 320 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt '43T 
nachm. Eingangsvermerk: 27. Juli nachm. Ein Exemplar der Entzifferung 
wurde am 27. Juli an den Kaiser geschickt. Tschirschkys Telegramm 
wurde am 28. Juli auch dem Generalstab, Kriegsministerium, Admiralstab 
und Reichsmarineamt mitgeteilt; abgesandt durch Boten 1145 vorm.
	        
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