Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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den Bestand des serbischen Königsreichs anzutasten, sondern wolle 
lediglich Ruhe vor den, seine Existenz gefährdenden, serbischen 
Umtrieben haben. 
Deutschlands Stellung in dieser Krisis ist klar vorgezeichnet. 
Den Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien betrachten 
wir als eine Angelegenheit, die diese beiden Staaten allein angeht 
und die deshalb lokalisiert bleiben muß2. Da Österreich-Ungarn 
bei seinem Vorgehen vitale Interessen wahrt, ist eine Ingerenz des 
verbündeten Deutschlands ausgeschlossen. Sollte ein akuter Gegen¬ 
satz zwischen Österreich-Ungarn und Rußland entstehen, so werden 
wir alle Bestrebungen anderer Großmächte auf Vermittelung dieses 
Gegensatzes tatkräftig unterstützen, getreu den Richtlinien derjenigen 
Politik, die wir seit nunmehr 44 Jahren im Interesse der Aufrecht¬ 
erhaltung des europäischen Friedens mit Erfolg durchgeführt haben. 
Nur gezwungen werden wir zum Schwert greifen, dann aber in dem 
ruhigen Bewußtsein, daß wir an dem namenlosen Unheil keine Schuld 
tragen, das ein Krieg über Europas Völker bringen müßte. 
Ew. pp. ersuche ich ergebenst, bei Ihren Unterhaltungen mit 
den dortigen Staatsmännern den Grundton vorstehender Erwägungen 
festzuhalten. 
Bethmann Hollweg 
»Den Konflikt bleiben muß« vom Kanzler geändert aus dem 
ursprünglich von ihm Niedergeschriebenen: »Gerade weil wir mit allen 
Kräften bestrebt sind den Konflikt zu lokalisieren, halten wir uns von 
einer Ingerenz auf die Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und 
Serbien, die diese beiden Staaten allein angehen, fern«. 
Nr. 235 
Der Botschafter in Paris an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 220 Paris, den 26. Juli 19142 
Der stellvertretende Minister der auswärtigen Angelegenheiten 
versicherte mir, daß unser Appell an Solidarität des Bestrebens um 
Friedenserhaltung hier ungemein wohltuend berühre und gebührend 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Paris 26. Juli 740 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 
27. Juli i27vorm.; Eingangsvermerk: 27. Juli vorm. In der vom Reichs¬ 
kanzler für den Vortrag beim Kaiser benutzten Abschrift ist der Abschnitt 
»Herr Bienvenu Martin gab ausgegangen« fortgelassen. Rand- 
vermerk des Kanzlers auf dieser Abschrift vom 27. Juli: »S. M. vorge¬ 
tragen. B.H. 27.« Schoens Telegramm am 27. Juli von Jagow telegraphisch 
den Botschaftern in Wien und Rom mitgeteilt, 8° nachm, zum Haupt¬ 
telegraphenamt.
	        
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