Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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Nr. 213 
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 105 Wien, den 26. Juli 19141 2 
Geheim! 
Graf Berchtold las mir Telegramm des Grafen Szögyeny vor, 
in welchem dieser meldet, daß man in Berlin, um die3 Gefahr der Ein¬ 
mischung dritter tunlichst vorzubeugen, größte Schnelligkeit in 
militärischen Operationen und baldigste Kriegserklärung für nütz¬ 
lich hielte. Der Minister hatte zur Besprechung über diesen Punkt 
bereits Freiherrn von Hötzendorf zu sich gebeten, der während 
meiner Anwesenheit beim Minister erschien. Ich unterstützte warm 
unseren Standpunkt, der von Graf Berchtold durchaus geteilt wurde, 
beim Generalstabschef. Freiherr von Hötzendorf führte aus, es 
müsse vor allem vermieden werden, mit unzulänglichen Kräften den 
Feldzug zu beginnen. Die ungarischen Korps an serbischer Nord¬ 
grenze würden ja binnen kurzer Zeit marschbereit sein. Die öster¬ 
reichische Aufstellung an serbischer Westgrenze werde aber mangels 
genügender Kommunikationsmittel längere Zeit in Anspruch nehmen, 
solange müsse unbedingt gewartet werden. Er rechne darauf, un¬ 
gefähr am 12. August den allgemeinen Vormarsch beginnen zu 
können. Übrigens würde sich wohl eine formelle Kriegserklärung 
erübrigen, da, wie er sicher annehme, schon in den nächsten Tagen 
feindliche Einbrüche Serbiens an der bosnischen Grenze erfolgen 
würden. 
Tschirschky 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Wien 450 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt 
620 nachm. Eingangsvermerk: 26. Juli nachm. Auf einer Abschrift der 
Entzifferung der Vermerk des Reichskanzlers: »S. M. vorgetragen. B. H. 27.« 
Jagow verfügt Mitteilung der in Tschirschkys Telegramm gemeldeten 
Ausführungen Conrads von Hötzendorf an Generalstab und Admiralstab; 
Conrads Bemerkungen werden nach Vornahme stilistischer Änderungen 
von Zimmermann am 27. Juli diesen Dienststellen und dem Kriegsminister 
mitgeteilt. Mitteilungen 90 nachm, durch Boten abgesandt. 
3 So irrig für »der«.
	        
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