Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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gut 
mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Patschu 
behufs Übergabe der Note gehabt hat. Die Unter- 
ledung sei ihm erst nach einigem Zögern seitens 
des Herrn Patschu gewährt worden, der versucht habe, 
ihm mit Rücksicht auf die Abwesenheit des Herrn 
Paschitsch auszuweichen. Sie habe dann punkt 6 Uhr 
in Anwesenheit des Generalsekretärs des Ministeriums 
des Auswärtigen stattgefunden, da Herr Patschu nicht 
französisch spreche. Baron Giesl hat die Note 
nicht verlesen, sondern sich auf deren Übergabe 
und auf die Bemerkung beschränkt, daß die öster¬ 
reichische Regierung binnen 48 Stunden eine Ant¬ 
wort verlange und daß, im Falle diese nicht unbe¬ 
dingt zustimmend erfolge, er angewiesen sei, mit 
dem gesamten Personal der Gesandtschaft Belgrad 
zu verlassen. Herr Patschu hat gemeint, es würde 
für die serbische Regierung physisch unmöglich 
sein, den Ministerrat zusammenzurufen und eine 
Antwort in so kurzer Zeit zu erteilen. Baron Giesl 
hat diese Ausflucht im Zeitalter des Telegraphen 
und des Telephons und angesichts der Größenver¬ 
hältnisse des serbischen Königreichs nicht gelten 
lassen. Übrigens war, wie Baron Giesl bekannt, 
der Ministerrat bereits um 5 Uhr in Belgrad 1u- 
sammen getreten 3. 
Graf Berchtold sagt mir noch, Herr Dillon, 
der politische Sturmvogel, der überall erscheine, wo 
politische Gewitter im Anzuge seien, habe ihn eben 
besucht. Auch bei Graf Hoyos sei er gewesen. 
Man habe ihm sehr eingehend den hiesigen Stand¬ 
punkt und die hiesigen Absichten dargelegt, und 
Herr Dillon scheine für letztere gewonnen zu sein. 
Im Anfang habe er allerdings versucht, sich als 
Vermittler zwischen Österreich und Serbien anzu¬ 
bieten. Darauf sei er, der Minister, aber nicht 
eingegangen, denn er sei fest entschlossen, sich auf 
keinen Handel ein\ulassen. 
von Tschirschky 
Am Rand Ausrafungszeichen des Kaisers.
	        
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