Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

richtig. In der Praxis ergebe sich aber für die 
Türkei die Schwierigkeit, daß sie nur dann in Ruhe 
und Gründlichkeit im Innern reformieren könne, 
wenn sie gegen Angriffe von außen geschützt sei. 
richtig Dazu bedürfe sie des Rückhalts an einer der Gro߬ 
mächtegruppen. Eine kleine Minorität im Komitee 
sei für ein Bündnis mit Rußland und Frankreich, 
weil ein solches der Türkei schon insofern Sicher¬ 
heit gewähre, als die Staaten des Dreibunds im 
Mittelmeer die schwächeren seien. Die Majorität 
des Komitees, an der Spitze der Großwesir mit 
Talaat Bei, Halil und ihm selbst, wünschten da- 
und Frankreichs gegen nicht Vasallen Rußlands zu werden und seien 
überzeugt, daß der Dreibund militärisch stärker sei 
als die Entente und bei einem Weltkriege obsiegen 
werde. Er könne mithin erklären, daß die jetzige 
türkische Regierung den Anschluß an den Dreibund 
dringend wünsche und nur, wenn sie von uns zu¬ 
rückgewiesen werde, schweren Herzens sich zu einem 
Pakt mit der Triple-Entente entschließen werde. 
Nun sehe das Kabinett sehr wohl ein, daß die 
Türkei gegenwärtig den Großmächten gegenüber 
nicht bündnisfähig sei. Sie verlange daher auch 
nur den Schutz der betreffenden Mächtegruppe für 
ein Bündnis, welches sie selbst mit einem kleineren 
Staate schließe. Zur Zeit beständen für die Türkei 
zwei Möglichkeiten sekundärer Bündnisse: Die Allianz 
mit Griechenland, die zur Triple-Entente hinüber¬ 
leite, und die Allianz mit Bulgarien, die zum Drei¬ 
bund führe. Das Kabinett sei daher geneigt, mit 
Bulgarien unter der Bedingung abzuschließen, daß 
das Bündnis vom Dreibund, mindestens aber von einer 
Dreibundmacht, patronisiert werde. Mit Bulgarien sei 
na also hatten wir ein Bündnisvertrag mit allen Details bereits früher 
doch richtig vereinbart und nur deshalb nicht unterzeichnet 
gerochen! worden, weil Bulgarien ohne Ratronan% des Drei- 
bunds sich nicht dazu habe entschließen können. 
Nunmehr sei infolge der österreichisch-serbischen 
Spannung die Lage kritisch geworden. Der Groß- 
wesir werde mit Veniselos über ein Bündnis ver¬ 
handeln. Eine Ablehnung des griechischen Antrages 
werde ihm erleichtert werden, wenn für die Türkei 
und Bulgarien die Aussicht bestehe, als Block zu 
dem Dreibund in ein ähnliches Verhältnis zu treten 
[wie] 5 früher Rumänien zu Österreich. Auf den Aus¬ 
bruch eines Krieges am Balkan könne die Pforte 
6 Hinter »treten« ist in der Entzifferung das Wort »wie« ausgeblieben.
	        
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