Volltext: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin (1 / 1919)

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Nr. 59 
Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt1 
Telegramm 9 Fiuggi Fonte, den 17. Juli 19141 2 
Erfahrene Zeitungsleiter, mit welchen ich über das österreichische 
Vorgehen in Verbindung getreten, weisen darauf hin, daß es besser 
sei, in den jetzigen leidlich indifferenten Zustand der italienischen 
Presse nicht durch auffälliges Eintreten für Österreich vorzeitig eine 
Polemik zu tragen, da Widerspruch bei heutiger italienischer Stimmung 
gegen Österreich nicht ausbleiben würde. Gelegentlich eingestreute 
vorsichtige Bemerkungen zugunsten Österreichs wurden zugesagt. 
Es wurde mir vertraulich gesagt, daß österreichischer Botschafter 
selbst gewünscht, daß nur etwa laut werdenden Angriffen gegen 
Österreich entgegengetreten werde. 
Wesentlich erscheint mir, auf die von Rom schwer zugängliche 
Mailänder Presse, insbesondere Corriere della Sera, einzuwirken. 
Stelle anheim, wie weit Einweihung und Mitwirkung k. Konsuls 
Mailand an gezeigt. 
Im Augenblick dürfte am wichtigsten sein, wenn möglich, auf 
die italienischen Korrespondenten in Wien, insbesondere den sehr 
ungünstig schreibenden Korrespondenten des Giornale d’Italia ein¬ 
zuwirken. Von dort kommen bisher die einzigen wirklich ungünstigen 
Äußerungen. 
Flotow 
1 Nach der Entzifferung. 
2 Aufgegeben in Fiuggi Fonte u30 vorm., angekommen im Auswärtigen Amt 
120 nachm. Eingangsvermerk: 17. Juli nachm. Am 18. Juli von Jagow 
der Botschaft in Wien mitgeteilt, unter Beifügung folgender einleitender 
Bemerkungen (Entwurf von Radowitz’ Hand):» Zu Ew. Exz. Information 
und Verwertung gegenüber Graf Berchtold: Der k. Botschafter in Rom 
ist, einem hier geäußerten Wunsch der österreichisch-ungarischen Re¬ 
gierung entsprechend, ebenso wie die k. Vertreter in London und Bu¬ 
karest, aufgefordert worden, auf die Presse in einem für Österreich freund¬ 
lichen Sinne einzuwirken. Herr von Flotow meldet unter derp 17. d. M„ 
folgendes: [folgt obenstehender Bericht unter Weglassung des zweiten 
Absatzes]». Erlaß nach Wien abgegangen am 18. Juli 8° nachm.
	        
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