Volltext: Deutschland und Europa

Nr. 8. 
Das Bündnis zwischen Frankreich nnd Rußland. 
Der russische Minister des Äußern H. von Giers 
an 
den russischen Botschafter H. von Mohrenheim in Paris.1) 
St. Petersburg, den 9./21. August 1891. 
Die durch die bekannt gegebene Erneuerung des Dreibundes und den 
mehr oder weniger wahrscheinlichen Beitritt Großbritanniens zu den poli¬ 
tischen Zielen dieses Bündnisses geschaffene europäische Lage hat bei 
dem hiesigen Aufenthalt des Herrn de Laboulaye zwischen dem ehemaligen 
französischen Botschafter und mir einen Gedankenaustausch über die 
Haltung veranlaßt, welche unter den jetzigen Umständen und angesichts 
gewisser Möglichkeiten für unsere gegenseitigen Regierungen die ange¬ 
messenste sein würde, da diese, wenngleich sie jedem Bündnis ferngeblie- 
ben sind, darum nicht weniger aufrichtig wünschen, die Aufrechterhaltung 
des Friedens mit den wirksamsten Bürgschaften zu umgeben. 
Deshalb haben wir uns veranlaßt gesehen, die beiden folgenden Punkte 
zu formulieren: 
1. Um das herzliche Einvernehmen, das sie eint, zu bestimmen und zu 
bestätigen und in dem Wunsche, gemeinsam zur Erhaltung des Frie¬ 
dens, der das Ziel ihrer aufrichtigsten Wünsche ist, beizutragen, er¬ 
klären die beiden Regierungen, daß sie sich über jede Frage, die ge¬ 
eignet ist, den allgemeinen Frieden zu gefährden, ins Einvernehmen 
setzen werden; 
2. Für den Fall, daß dieser Friede tatsächlich gefährdet und insbeson¬ 
dere, falls eine der beiden Mächte von einem Angriff bedroht werden 
sollte, vereinbaren die beiden Teile, sich über die Maßnahmen zu 
verständigen, deren unmittelbare und gleichzeitige Herbeiführung die 
Verwirklichung dieser Möglichkeiten den beiden Regierungen auf¬ 
erlegen würde. 
Nachdem ich dem Kaiser die Tatsache dieses Gedankenaustausches! 
ebenso wie den Text der Entschließungen, die daraus entsprangen, unter¬ 
breitet habe, beehre ich mich, Sie heute zu benachrichtigen, daß Seine Ma¬ 
jestät die Grundsätze der Verständigung (Entente) durchaus zu billigen ge¬ 
ruht haben und ihre Annahme durch die beiden Regierungen mit Freude» 
begrüßen würden. 
*) Franz. Gelbbuch: L’AIliance-Franco-Russe, Origines de LrÄlliance pp. Paris 
1918. S. 16. 
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