Volltext: Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm

ral Ludendorff ausführte, für unverständlich hielt, mit 
ungefchlagenem Heere über die Hingabe alten deutfchen 
Landes, das nach langer Fremdherrfchaft mit deutfchem 
Blute zurückgewonnen worden war, zu sprechen. Ich 
ehre all die Gesichtspunkte, die General Ludendorff in 
Verfechtung feines Standpunktes ins Treffen führte 
und die übrigens in feinem Erinnerungswerke nachge- 
lefen werden können: sie kamen aus dem optimistifcheu 
Herzen eines prachtvollen Soldaten — sie kamen nicht 
von einem kühl abwägenden Politiker. Ich für mein 
Teil fuchte das Problem reduziert auf feine einfachste 
Fassung zu fehen, und die hieß: Prestigefrage um die 
französifchen Teile des Elfaß — oder Existenzfrage für 
das Reich? So bin ich damals lebhaft für einen Ver- 
fuch auf dem von Czernin gewiefenen Wege eingetre 
ten — doch ist mein einziger Erfolg der geblieben, daß 
man mir nachfagte, ich fei zu den Flaumachern gegangen 
und habe „fchlapp gemacht". — 
Holländische, fchwedifche, spanische, anfangs auch ame- 
rikanifche Militärmifsionen waren häusig unfere Gäste. 
Manch tüchtiger, sympathischer Ofsizier war unter ihnen. 
Mehrfach auch fanden Abordnungen deutscher Par 
lamentarier den Weg zu mir, fo die bekannten Ab 
geordneten von Heydebrand, Qldenburg-Ianufchau, 
Kämpf, Schultz-Bromberg, Trimborn, Fifchbeck, David, 
Hermann Müller und andere. 
Mit dem Mehrheitsfozialisten David hatte ich bei 
solcher Gelegenheit im Sommer 1917 ein längeres inter 
essantes Gespräch. Obgleich unfere Anschauungen natur 
gemäß keineswegs in allem übereinstimmten, fanden wir 
doch mancherlei Berührungspunkte. Als ich ihn nach
	        
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