Volltext: Die bayrischen Städte in der Landschaft und in der Geschichte [22. Heft] (22. Heft / 1926)

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c) Die Zeit st immung. 
Einige alte bayrische Städte kennzeichnet fast in 
ihrem ganzen Bilde die Grundstimmung eines kunstge- 
schiichtlichen Zeitalters. Daneben gibt es aber auch wieder 
uralte Städte, die in den letzten Jahrhunderten weit 
über ihren altersgrauen Rahmen hinausgewachsen sind 
und dabei auch! in den inneren Stadtteilen ihr Kleid 
mehrfache gewechselt haben. Es wäre sehr einseitig, diesen 
Ehrwürdigen Orten, welche oft viele Schicksale erlebt ha 
ben, in ihrer bunten Mannigfaltigkeit kein Interesse ab 
zugewinnen. Das Uneinheitliche wirkt oft nicht nur schön, 
sondern wir empfinden viele Freude, wenn wir den 
Bauten e ner S adt ihre jahrhundertelange Entwicklung 
abzulauschen vermögend 
Einzelne Städte freilich geben währe Musterbeispiele 
für das Studium einheitlicher Stilgestaltung. 
Siedlungen und Bauten dieser Art dünken uns fast 
Wie Museumsstücke; wir werden in ihüen aber nicht nur 
belehrt, sondern Wir erleben oft überaus tief die Stim 
mung und den seelischen Gehalt längst vergangener Zeiten. 
Es gibt wähl keine größere Stadt auf deutschem 
Boden, in der Wir die Zeit des frühen Mittelalters 
so stark mitfühlen können, Wie in Regensburg. Mö 
gen immerhin manche Städte Niedersachsens, wie Hildes- 
Heim und Goslar, oder der Rheinlande, wie Mainz und 
Köln, reicher an romanischen Kirchen sein, Straßen und 
Bürgerbauten dieser Städte entstammen anderen Zeiten. 
In Köln stehen großartige romanische Kirchen im Ge 
folge hoher Zinshäuser und moderner Riesenbauten — 
nur in dem Inneren der Kirchen erleben wir da die 
Stimmung der romanischen Zeit. Ganz anders liegen 
die Verhältnisse in Regensburg, Da finden wir 'nicht 
allein uralte Kirchen und Kapellen, flachgedeckte Ba 
siliken und rätselvolle romanische Portale, sondern die 
ganze Altstadt Westlich! vom Dom atmet mittelalterlichen 
Geist. Es bleibt das gleiche Bild, ob wir nun durch die 
überaus schmale Kramgasse durchschlüpfen oder überm 
Watmarkt nach! der Wahlengasse gehen, ob wir vom Heid 
platz in die vordere oder hintere Grieb unsere Schiritte 
lenken. Es folgt überall Gäßchlen auf Gäßchen, eng, ge 
krümmt oder mehrfache winkelig gebrochen. .Ohne Stadt- 
plan würden wir uns nicht zurechtfinden. Hie.und da
	        
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