Volltext: Die bayrischen Städte in der Landschaft und in der Geschichte [22. Heft] (22. Heft / 1926)

Am Stadtbache treiben die Lederer ihr stinkendes GeWerb 
— Gevatter Seiler 'hat sich am Wehrgange häuslich 
gerichtet und seine Fäden gespannt; mißtrauisch betrach 
tet er uns freche Eindringlinge/ die wir in sein Gehege 
gekommen sind. 
Ich könnte noch vieles von den alten 
städten erzählen: von Riesen und von 
jenen, wie etwa Augsburg oder Nürnberg, 
die moderne Zeit ihren Einzug gehalten, den Mauer- 
gürtel zersprengt und die mittelalterlichen Stadtbilder an 
alte Flußufer oder in abgelegene Gäßchen zusammen- 
gedrängt. 
Nürnberg nennt man ja heute noch! ein Schau 
stück „der deutschen Städte des Mittelalters". Betrach 
ten wir die Stadt als Ganzes, so gilt dieser Ruf längst 
nicht mehr. 
Innerhalb der Mauern Nürnbergs kämpft die mo 
derne mit der alten Zeit — und letztere ist unterlegen. 
Damit soll aber nicht gesagt sein, daß Nürnberg nicht 
wundervolle Erinnerungen aus seiner reichsstädtischen 
Vergangenheit beherbergt. Da und dort steht in den 
belebtesten Straßen der Stadt noch ein gotisches Bürger 
haus. Die Kirchtürme von St. Laurenz und 
baldus steigen gleich! mittelalterlichen Recken 
die steilgiebeligen Häuser in die Lüfte. An d 
ruht die alte Stadt noch! im Dornröschensch 
den Henkersteg und beim Spital cchnt man kaum 
von der modernen Hast und Unruhe. Gar köstlich! sind 
die wvhlgchüteten Stadtmauern in den ersten Wochen 
des Mai, wenn der Flieder blüht und rote und weiße 
Röschen das dunkle Gemäuer überschütten. Wir können 
uns da kaum entscheiden, wo wir unseren Rundgang 
ausführen sollen — im Graben oder oben der Mauer 
entlang. 
Turm folgt auf Turm, Tor auf Tor; die geschwärz 
ten Mauern belebt überall frisches Blättergrün. Neben 
den wuchtigsten Torbögen hat der moderne Verkehr leider 
wieder eine große Lücke eingerissen. Automobile und 
elektrische Wägen sausen durch die tiefen Breschen. Ein 
paar Schritte weiter und es wird wieder ruhig. Türme 
und Mauerzinnen erzählen dem Kundigen von Kämpfen 
und Kriegen, die um die wichtigen Bastionen tobten 
— für den romantisch veranlagten Menschen von heute
	        
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