Volltext: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 45. und 46. Jahrgang (45. und 46. Jahrgang / 1925)

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wende keinen rechten Fleiß auf die Schularbeit und die Inspektionen, er 
lebe im Unfrieden mit den Kollegen, schmälere sein Unsehen durch aller 
lei Händel und verliere allen Einfluß, so daß die Eltern ihm die Kinder 
weiter zu überlassen bedenken tragen. Zugleich wird ihm unter An 
drohung der Entlassung Umkehr zu seinen ernsten pflichten ans Herz 
gelegt. 
In dem Gedanken an eine Entlassung Memhards wurden die Stände, 
die eben zum Landtag versammelt waren, noch durch einen ausführlichen 
bericht des Predigers Taementarius vom 15. August 1597 bestärkt, in 
welchem er seine bedenken in freimütiger weise offenbarte: Selbst in 
Niederösterreich sei die Linzer Schule bereits in üblen Ruf gekommen, 
wie er anläßlich eines Gespräches betreffs der Schule in Loosdorf von 
Herrn von Lofenftein erfuhr: die Leute würden ihre Kinder aus der 
Schule nehmen und lieber Privatlehrern überlassen, die merkliche Ab 
nahme der Schülerzahl beweise dies: die Schule, das beste Kleinod des 
Landes gehe dem verfall entgegen, wenn nicht bald Wandel geschafft 
werde . . . und das alles besonders um wemhards willen, dessen Fehler 
und Schwächen bei aller Anerkennung seiner fachmännischen Tüchtigkeit 
nicht erst wiederholt vorgebracht werden müßten, was man schon vor 
elf Jahren und seither immer wieder beklagt habe, das fei heute noch 
nicht anders geworden. Den Rückschlag müsse eben die Schule tragen. 
Ein ferneres Übel fei das benehmen der Privatpädagogen, die in Ver 
kennung ihrer pflichten nur sich selbst leben wollen und noch dazu ge 
hässige Ausstreuungen über Lehrer und Leiter machten. Ferner schrieben 
des Studierens unlustige Schüler unwahre berichte heim, ohne sie der 
Zensur der Leitung zu unterbreiten. Endlich sei es doch auch nötig, dis 
Herren verordneten in aller Ehrerbietung darauf hinzuweisen, daß sie 
selbst zu wenig Anteilnahme bezeugten, sich z. 6. von den öffentlichen 
Schulprüsungen feit Jahren ferne hielten, während sonst kein Städtlein 
fo klein, da nit jährlich etlich aus dem Rat die Schul besuchten. Taemen 
tarius fei feinen pflichten als Inspektor (er war auch Religionslehrer 
der Anstalt) trotz sonstiger Amtsüberbürdung getreulich nachgekommen, 
aber der Stände Sache sei es, sich wärmer um die Sache anzunehmen und 
vor allem noch einen dritten Superintendenten zu wählen, falls der eine 
oder andere an der Erfüllung feiner Obliegenheiten verhindert fei. Er 
fühlte sich innerlich verpflichtet, von Amt und würden zurückzutreten, 
wenn nicht gründliche Abhilfe geschaffen werde. In elegischer Stimmung 
schließt er mit dem Hinweis auf feinen guten Namen, den er bis in die 
Gruben mitnemen wolle ufw?H — Die Stände scheinen demnach eben 
doch zuviel Verantwortung und Mitarbeit auf die Schultern der In 
spektoren abgewälzt und das auch gefühlt zu haben. Venn in ihrer noch 
an demselben Tage erfolgten Antwort sichern sie dem p. Taementarius 
die Wahl des dritten Inspektors, Herrn Reichard von Starhemberg 
(neben Achaz von Hohenfeld) zu. In einem bedeutungsvollen Gutachten 
erteilten nun die Inspektoren ihrerseits den Rat, den Rektor Memhard 
seines Dienstes mit ,.Gnaden" zu entlassen, auch wenn er um belassung 
in seiner Stellung bitten würde, da sein Ruf zu sehr erschüttert sei. Doch 
möge man ihm eine Verehrung von 500 fl. bewilligen, trotzdem durch 
seine Schuld manche Kostgelder abgegangener Knaben uneinbringlich ge 
worden seien. Zugleich empfahlen sie als Nachfolger den ständischen Arzt
	        
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