Volltext: Die Neubauten und Betriebseinrichtungen der Tabakfabrik in Linz

Um dem Auftreten von Schwindrissen vorzubeugen, teilten wir die Decken in einzelne Felder, 
die bei der Betonierung streng durch Fugen getrennt wurden. Diese Fugen lagen immer genau über 
einem Hauptrahmenriegel und zwar in gewöhnlich zwei Feldern Abstand, was einer Feldlänge von 
9.80 Meter entspricht, vereinzelt wurde bis auf 4.90 Meter heruntergegangen. Die Fugen wurden erst 
nach drei bis vier Monaten mit Beton geschlossen. Schließlich ist noch die Nachbehandlung des 
Betons zu erwähnen, die in Wasserzufuhr zu den erhärtenden Bauteilen bestand, wobei die Menge 
und Stärke der Berieselung je nach der Außentemperatur und dem Alter des Betons schwankte. Der 
Erfolg dieser Maßnahmen bewies sich dadurch, daß in den gesamten zirka 5000 Quadratmeter 
Decken kein einziger Riß auftrat. 
Bei den Schalungen ist zu erwähnen, daß sie nicht mit Stehern von unten gestützt, sondern mit 
eisernen Hängern an der Stahlkonstruktion aufgehängt waren. Nach dem Ausschalen hinterließen 
diese Hänger nur Löcher in den Trägerummantelungen, die einfach verputzt wurden. Ein Teil der 
Decken, nämlich die Untersichten der Stiegenpodeste und Vordächer sowie der Schleppbahndurch¬ 
fahrt sollten später steinmetzmäßig bearbeitet werden. Die Erfahrung beim Neubau des Zigaretten¬ 
fabrikationsgebäudes hatte ergeben, daß holzgeschalte Untersichten und Säulen nicht streifenfrei 
herzustellen waren, da an den Stoßstellen Zementmilch beim Stampfen austritt, welche eine ganz 
kennzeichnende Struktur hinterläßt. Um dem abzuhelfen, wurden die zu bearbeitenden Bauteile voll¬ 
kommen mit Blech geschalt, so daß jede Streifenbildung vermieden wurde. Die fertigen Decken und 
Säulen zeigen auch eine schöne gleichmäßige Oberfläche. Die eisernen Säulen wurden von der 
Fußaufstandsplatte bis zum Dache mit Beton ummantelt, der sowohl gegen Rost, wie gegen Feuer 
und sonstige Beschädigungen Schutz bieten sollte. Da das Stahlskelett metallisch zusammenhängt, 
genügt es zum Schutze gegen Blitzgefahr eine Säule zu erden, wobei die Erdungskupferplatte bis 
ins Grundwasser versenkt wurde. Die Schauflächen der Betonsäulen zeigen steinmetzmäßige Be¬ 
arbeitung. Die Außensäulen sind so weit nach innen gerückt, daß die Außenfenster vor ihnen vorbei¬ 
laufen und ein durchgehendes Band bilden können. Der Zwischenraum von der Glasfläche bis zur 
Säulenvorderfläche beträgt nur zirka 15 Zentimeter, so daß man helle Säulen stark abstechend 
gesehen hätte. Um dies zu vermeiden, erhielten die nach außen gerichteten Sichtflächen der Säulen 
eine blauschwarze Tarnfarbe, deren Auffindung vieler Versuche bedurfte; bei normaler Beleuchtung 
sind die Säulen von außen nicht sichtbar. 
Die Fensterstürze, im Stahlskelett aus zwei einfachen U-Profilträgern gebildet, wären bei bloßer 
Ummantelung mit Beton wärmetechnisch weit ungünstiger gewesen als die übrigen Teile der Außen¬ 
haut des Gebäudes. Die Anwendung eines hochwertigen Isolierstoffes wie Zellenbeton oder Kork 
erwies sich aber als nicht notwendig. Man entschloß sich daher zur Ummantelung mit granulierter 
Hochofenschlacke. Die Einbringung der Schlacke war ziemlich schwierig, da das Mischgut sehr sperrig 
ist; auch der Schalholzverbrauch war sehr groß. Der Beton erreichte jedoch hohe Festigkeiten bei 
hinreichender Wärmeisolierung. Um ein Durchschlagen der Betonstreifen auf die Fassade zu ver¬ 
hüten, was bei Eisenbetonbauten häufig zu sehen ist, wurden die Außenflächen dieser sowie sämt¬ 
licher anderer Beton- und Schlackenbetonteile mit Dachziegeln verkleidet. Die Mauerträger nahmen 
die Außenmauern auf, die mit Ausnahme der voll gemauerten Stiegenhausmauern aus Hexasteinen 
bestanden. Hexaziegel, nach einem Patent der Firma Würzburger in Wels, besitzen wie die Aristos- 
ziegel zwei durchlaufende Längslufthohlräume, die jedoch an beiden Enden durch eine eigene 
Maschine je halbkugelig abgeschlossen werden. Das Format entspricht vier Normalziegeln d. F. 
Diese Steine können infolge der Abschlüsse ohne Schließgriffe vermauert werden, wobei aber die 
Wärmeisolierfähigkeit gewahrt bleibt. 
Die Fensterbrüstungen sind wieder in Schlackenbeton ausgeführt, die Entwässerung der Fenster, 
die bei hoher Luftfeuchtigkeit schwitzen könnten, geschieht bei jedem Fenster durch eine angeschweißte 
Eisenrinne mit U-Profil, die in ein entleerbares Kupfergefäß in der Mitte jeden Fensters mündet. 
Nach Fertigstellung der Ausmauerung erhielt die Fassade einen weißen Edelputz, der zur Er¬ 
zielung einer rauheren Oberfläche mit der Kelle geschnitten wurde (Abb. 116—119). Parallel mit 
diesen Herstellungen lief die Montage des Jubiläumsreliefs im Rundvorbau, das an anderer Stelle 
dieser Festschrift beschrieben wird. Begünstigt durch schönes warmes Wetter gelang es, in knapp 
40
	        
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