Volltext: Die Neubauten und Betriebseinrichtungen der Tabakfabrik in Linz

Der Werdegang der Zigarette 
Von Ministerialrat Ing. Freiherr von Friedel. 
Der bedeutendste und größte Bau der Gesamtanlage ist das siebengeschossige Zigarettenfabrikationsgebäude, 
welches für eine Jahreserzeugung von 3 Milliarden Zigaretten und 900.000 Kilogramm Zigarettentabak bemessen ist. 
Die in den Rohtabakspeichern eingelagerten Tabakballen werden über eine gedeckte Brücke in der Höhe des ersten 
Stockes mittels eines endlosen Förderbandes in das Gebäude eingebracht und in einem kleinen Handlager gestapelt. 
Hier macht sich schon die Klimatisierung der gesamten Betriebsräume bemerkbar, die im wesentlichen darin besteht, daß 
den Räumen ständig frische, gereinigte Luft zugeführt wird, die das ganze Jahr hindurch auf einer mittleren Wärme von 
20 bis 22 Grad Celsius und zugleich einer für jeden Raum gesondert bestimmten relativen Feuchtigkeit von 65 bis 75 
Prozent gehalten wird. Dies geschieht zu dem Zwecke, um das Austrocknen des Tabaks während des ganzen Ver¬ 
arbeitungsganges zu verhindern, wodurch gleichzeitig die Güte des Erzeugnisses gehoben und der Verlust durch Abfall 
verringert wird. 
Der erste Stock und das Erdgeschoß des ganzen Gebäudes dienen der Erzeugung des Schnitt-Tabakes, welcher 
dann entweder zu Zigaretten oder zu den bekannten 25-Gramm-Päckchen der verschiedenen Zigarettentabaksorten 
weiterverarbeitet wird. Vom Handlager werden die vorgeprütten labakballen für den Tagesbedarf entnommen, geöffnet 
und gesichtet und gelangen über Kollentörderer zu Manipulationstischen, wo der Rohstoff für den Schnitt-Ì abak aus 
verschiedenen Sorten zusammengestellt und in siebartig durchlöcherte Blechkisten eingelegt wird. Diese gehen dann auf 
den Kollentörderer zurück und gelangen darauf zu den Anziehkammern, luttdicht abgeschlossenen Räumen, deren hohe 
Luttîeuchtigkeit (V5 Prozent) aut den labak einwirkt. Hat er dort nach 24 bis 36 Stunden die zur weiteren Verarbeitung 
ertorderiicne Geschmeidigkeit erlangt, wird er auf dem rücklaufenden Teil des Rollenförderers zur Lösehalle gebracht. 
Diese, ein außerordentlich eindrucksvoller Raum von etwa 1600 Quadratmeter Bodentiäche, der durch Oberlichten 
blendungsfrei belichtet wird, enthält sehr umfangreiche und sinnvolle Vorrichtungen, welche die genaue Sichtung des 
Tabakes, die Entfernung aller Verunreinigungen, die Lösung der Bündel und eine gründliche Mischung des Schneidgutes 
bewirken. Schließlich gelangt der Tabak, blattweise gelöst, durch Saugluft zu den Mischtrommeln, wo er bei gründlicher 
Mischung in Kistenwagen von etwa 80 Kilogramm Fassung abgefüllt wird. Elektrokarren befördern diese Wagen zu den 
Tabakschneidmaschinen, von wo der Tabak nach dem Schnitt in das Kellergeschoß abfällt. Von dort wird er durch weite 
Rohre in den vierten Stock gesaugt, ausgeschleust und dann in besonderen Schnittabakkisten bis zur weiteren Ver¬ 
arbeitung eingelagert. 
Die Umlagerung der Tabakkisten vermittelt hier ein Umlauf-Förderband, von dem die Kisten abgenommen und 
nach Bedarf in die 39 Beschickungsvorrichtungen entleert werden können, welche die 31 Strangzigarettenmaschinen des 
dritten Stockes und die acht Päckchenmaschinen des zweiten Stockes selbsttätig mit Schnittabak versorgen. 
Im dritten Obergeschoß vollzieht sich das Wunder der Zigarettenerzeugung. In einem mehr als 100 Meter langen 
Saal, der in den leuchtenden Farben weiß, rot und grünblau schillert und von angenehm reiner, feuchtwarmer Luft durch¬ 
zogen wird, stehen 31 Ungetüme von Maschinen, die mit tausend Rädchen und Bändchen aus dem oben einfallenden 
Tabak und dem von unten zugeführten Papierstreifen fertige Zigaretten herstellen, ja in einem Zeitmaße von durch¬ 
schnittlich 1000 Stück je Minute (20 Stück je Sekunde) im Laufe des Jahres je 100 Millionen Stück geradezu ausspeien. 
Zu 3000 Stück im Kästchen zusammengefaßt und auf blitzblanken Fahrgestellen mit je 40 solcher Kästchen wandern sie 
auf einem im Boden eingelassenen Transportband langsam aber sicher zum benachbarten Zigarettenlager, wo sie sich 
von den Beschwerden ihrer Geburt geziemend ausruhen. 
Im zweiten Stock werden die abgelagerten Zigaretten der Verpackung in Einheiten zu 10, 20, 25 und 100 Stück 
zugeführt, die mit den verschiedensten Maschinen betrieben wird, welche Fehlpackungen selbsttätig ausscheiden. 
Besondere Aufmerksamkeit verdienen dort die sogenannten Spiegel-Packmaschinen, welche die Kappenschachteln zu 
25 Stück anfüllen und dabei darauf zu achten haben, daß die obere Lage gleichmäßig, mit nach oben gekehrtem Aufdruck 
eingeordnet wird. Die älteren Spiegelpackmaschinen bedürfen hiezu des Eingreifens zweier Arbeiterinnen; die neuesten 
Maschinen haben sich aber vom Menschen unabhängig gemacht und ersetzen ihn durch ein elektrisches Auge (eine 
Photozelle), welches jeden Packungsfehler untrüglich wahrnimmt und selbsttätig die entsprechenden Abwehrmaßnahmen 
der Maschine veranlaßt. Anschließend an die Zigarettenverpackung liegt die Päckchenerzeugung, die vom Fülltabak¬ 
lager (vierter Stock) beschickt und gleichfalls maschinell betrieben wird.
	        
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