I. Teil.
Die wirtschaftliche Lage des Landes.
Allgemeines.
Wer Brasilien bereisen oder im Lande stän-
digen Aufenthalt nehmen will, muß sich zunächst
über die Größenverhältnisse dieses Staates klar
werden; es ist vielleicht ein Fehler, daß man von
der Schule angefangen Südamerika als eine ge-
wisse geographische Einheit betrachtet und sich
selten die Mühe nimmt, die einzelnen Staaten des
Kontinents näher anzusehen, von denen, mancher
die Ausdehnung europäischer großer Staaten um
ein Vielfaches übertrifft. Auch Brasilien ist fast
ein Kontinent für sich, der von den Tropen nörd-
lich des Äquators bis weit in die gemäßigte Zone
der-südlichen Halbkugel hineinreicht und von den
Küstenebenen des -Atlantischen Ozeans bis zum
Hochplateau des Binnenlandes auf 1000 bis 2000 m
ansteigt: Man muß mit ganz anderen Größenver-
hältnissen und Entfernungen rechnen, wenn man
daran geht, Brasilien näher kennen zu lernen, als
man. es bei Reisen in Europa gewöhnt ist. Die
scharf ‚ausgeprägte Küstenlinie. Brasiliens er-
streckt -sich in einer Länge von über 4500 Kilo-
meter, so. daß die Dampfschiffe der Küstenschi{ff-
fahrt, die übrigens den nationalen Gesellschaften
(Lloyd Brasileiro. etc.) . vorbehalten ist, 14 Tage
bis. drei Wochen brauchen, um etwa von Porto
Alegre: im Süden des ‚Landes nach den Häfen
des nördlichen‘ Amazonasgebiefes zu gelangen.
Aüuch dieser Riesenstrom gibt mit seinen Aus-
maßen. eine Idee von den Entfernungen, mit
denen man in Brasilien rechnen muß. 1700. Kilo-
meter von seiner Mündung entfernt liegt Manaos,