Volltext: Brasilien als Einwanderungsland und Exportgebiet [494/496]

zu 
Kost. 
Die Beköstigung, die von der Verwaltung. in 
gewissen Fällen beigestellt wird, besteht in der 
Hauptsache ‚aus‘ schwarzen Bohnen und Reis oder 
Polenta. Manchmal gibt es getrocknetes Fleisch. 
Carne secca, als Zutat. 
Lohn. | 
Dafür erhält der Arbeiter neben dieser Art 
freier ‚Kost und freiem. Logis’ etwa 60 Milreis — 
60 Schilling im Monat; und welche Arbeit harrt 
dafür seiner! Früh, wenn die Arbeitsglocke zum 
Aufbruche ruft und mit ihrem Klange manchen 
wehmütig an die Kirchenglocken seines Heimati- 
dörfchens im fernen Österreich gemahnt, begibt 
sich die ganze Familie — auf familienweise An- 
siedlung legen die Fazendeiros besonderen. . Wert 
—. an den oft weit entfernten Arbeitsplatz. Mit 
Hacke. und Messer muß der schwere Boden be- 
arbeitet, das Unkraut mit der Hand ausgejätet 
werden. Immer heißer brennt die Sonne hernieder, 
und wenn ein Gewitter oder Strichregen auch für 
kurze Zeit Erquickung. bringt, so dunstet der 
Boden danach um so. mehr, stärker. Dabei muß auf 
giftige Insekten und, vor allem giftige Schlangen 
achtgegeben werden, die in den Plantagen oft vor- 
kommen; erlegte doch: vor meinen Augen ein 
Arbeiter ein etwa 1% Meter langes Exemplar der 
gefürchteten Korallenschlange, ‘ deren Biß unbe- 
dingt tödlich ist, wenn nicht sofort Serum als 
Gegengift angewendet wird. Dieses Serum. wird 
nämlich, wie in Italien das Chinin, auch in den 
kleinsten Viktualienhandlungen von Staats wegen 
um billigen Preis abgegeben, das segensreiche Er- 
zeugnis des staatlichen Schlangeninstituts : von 
Butantan bei Sao Paulo. Kommt dann die Zeit der 
Kaffee-Ernte, im Juni und Juli, dann muß die 
Arbeit womöglich verdoppelt werden, um ‚mit der 
Hand: die Kirschen vom Baum zu pflücken und in 
Säcken' zu den. Sammelstellen zu transportieren. 
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