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atreckt sich noch die Fürsorge der staatlichen
Behörden, dann muß der Einwanderer sich ent-
schlossen haben, welchen Posten er annehmen will.
entweder den eines Arbeiters auf einer Pflanzung,
als welche größtenteils Kaffeeplantagen in Be-
tracht kommen, oder den als Teilnehmer einer
neuen Siedlungskolonie. Trotz fortschreitender
Industrialisierung braucht der Staat in erster Linie
landwirtschaftliche Arbeitskräfte; ihretwegen
allein gewährt die Staatsregierung von Sao Paulo
seit einer Reihe von Jahren freie Überfahrt von
einem europäischen Hafen bis Sao Paulo, durch
deren Annahme sich der Einwanderer allerdings
verpflichtet, als landwirtschaftlicher Arbeiter auf
eine Plantage zu gehen. Leider hat diese Einrich-
tung viele Einwanderer verlockt, sich als land-
wirtschaftliche Arbeiter zu deklarieren, während
sie in Wirklichkeit arbeitslose‘ Industriearbeiter
waren, die bestenfalls ein paar Wochen vor der
Abreise irgendwo bei der Landwirtschaft mitge-
holfen ‚hatten; die meisten dieser Leute sind. der
Arbeit im Freien nicht gewachsen und baldiges
Versagen rächt‘ das leichtsinnige oder übereilte
Vorgehen.
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Der mehrtägige Aufenthalt im Einwanderer-
hotel von Sao Paulo gewährt natürlich auch Ge-
legenheit, sich in der Stadt selbst umzusehen; jeder
aber, der zum ersten Male diese brasilianische
Großstadt - betritt, ist vor jenen gewissenlosen
Agenten ‚und „Schleppern“ zu warnen, die unter
bewußt unwahrer Vorspiegelung günstiger Löhne
und Lebensbedingungen ‘den des Landes unge-
wohnten, ‚leider auch der portugiesischen Sprache
unkundigen Neuankömmling zu verlocken trachten,
eine Arbeitgelegenheit anzunehmen, die sie sehr
oft in ungesunde 'Gegenden oder schlecht ver-
waltete Fazenden bringt. Man wird vielmehr un-
bedingt darauf sehen müssen, daß der Arbeits-
vertrag im Bureau des Hotels und im Beisein eines
Vertreters der :Wanderungsbehörde zustande