Volltext: Zweiter Band - III. Theil. Neue Gedichte. IV. Theil. Neueste Lieder und Gesänge. [8] (Zweiter Band / 1899)

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üoIsstl]ütitelet und Volksdichterei. 
30. VolKsthümelei und Volksdichterei. 
Mit'n Tag fteht's auf, ntit'n Tag föllt's um, 
Das Ältest is vo Nachten; 
Für'n Gsxoaß is's z'ernst, für'n Ernst is's z'dumm, 
Doh na, ma ntuaß's überbrachten. 
Ells will iazt bäurisch sein — 
Ljarassasa! 
Da kloan Schreiber in Spatzen- 
Der probirts ä. sfräck, 
5 Äfn Aopf ä broats Hüaterl, 
In Gsicht a broats Mäul, 
Und aft wiar a naß's Brüaderl 
Scheu broat und scheu faul, 
Auf'u Gllabogn knotzad 
io Dilmatscht da guat Mann, 
Ziagt „biglem" und „mehlfotzat" 
Und „entrisch" oft an. 
Und wiar a so drischt 
Mitn Maul bös lar Straoh, 
15 Moant a, d' Bauernleut selber, 
Dö kunnten 's not so. 
Ainuau's freili not so, 
Aber anders halt, woaßt, 
Und drum is's und drum glaub's, 
20 Dass das Deine nix hoaßt. 
Dö Margreth hoaßt er Gredl, 
Aus 'n Johann wird a Haus, 
Und drauf reimt so natürli: 
„In Gmoanhaus is Tanz." 
Zwoa Musikus geigua, 25 
Da Haltabua blast, 
Daweil rund um an Iodl 
Sein Mnderschaft grast. 
Der gstreng Herr Verwalter 
Is auch da im Rranz, 30 
Und bewilligt dem Hansl 
Mit der Gredl ein' Tanz. 
O, Sie guter gstreng Herr! 
Doch dieGredl, wer häts glaubt? 
Hat sich einen Schiagler 35 
Auf ein' widern verlaubt. 
Und auf d' Nacht wird schon 
gscherzt 
Mit den andern und gherzt, 
Und den Hausl natürlich, 
Den hat das Ding gschmerzt. 40 
Die folgenden Verse enthalten das scharfe, aber im ganzen berechtigte Urtheil 
Stelzhamers über die unechte Mundartdichtung der wiener Schriftsteller Lastelli, Rartfch, 
Klesheim, Seidl. Leicht ist auch der Groll gegen die vormärzliche Regierung herauszulesen. 
Unt die Künstelei jener Stadtdichter zu verspotten, ist ihre halb städtische und halb bäurische 
Sprache absichtlich nachgeahmt. St. bemerkt hierüber iu der Vorrede: „Zwei Zeitgedichte, 
die mehr oder weniger aus dem eigentlichen Dialect in den Jargon überschlagen, dürften 
diese neue Samntlung vor den zwei alten interessant machen, wie aber auch, ich habe, 
was ich musste: die eingeathmete, stark mit Stickstoff geschwängerte Zeitluft wieder glücklich 
ausgestoßen und fühle mein Herz völlig erleichtert und froh. Gelobt fei Jesus Christus! 
Ried, im August ^846." Die Gedichte des III. Bd. hatte St. am 9. December ch8H5 an den 
Verleger abgesendet. Vorspruch: vo Nächten, von gestern. — überbrachten, besprechen. 
9. knotzad, lümmelnd. — 10. Dilmatscht, dolmetscht. — 11. biglem, nahebei 
(niederösterreichisch); mehlfotzat, bezeichnet irgend eine weibliche Liebenswürdigkeit (wiener 
volksdichter). St. — 12. entrisch (wienerisch trivial), ungeheuerlich; obderennsisch: durch 
Größe ausgezeichnet. St. — 26. Haltabua, Kuhhirt. — 27. J 0 dl, Stier. — 35. Schiagler, 
schielenden Blick.
	        
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