Volltext: Evangelischer Führer durch Österreich

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einer einzigen Pfarr gemeinde im ganzen 
Land den Charakter der Diaspora be¬ 
sonders wieder, der in Oesterreich darin 
besteht, daß zwar auch in kleinen Orten 
verschwindende evangelische Minderheiten 
wohnen, die aber viel zu schwach sind, 
um ein, wie es notwendig wäre, selb¬ 
ständig organisiertes und finanziell be¬ 
gründetes evangelisches Gemeindeleben zu 
führen. Die dichten evangelischen Siede¬ 
lungen im Burgenland erklären sich aus 
den milderen kirchengeschichtlichen Schicksa¬ 
len dieser an ungarisches Staatswesen ge¬ 
schlossenen Deutschen; in Kärnten aber ist 
es eine seit der Tolerawzzeit bestehende 
Dichte, die erklärlich ist aus der Tatsache, 
daß sich in diesen Gebirgstälern trotz der 
Gegenreformation der Geheimprotestantis¬ 
mus leichter erhalten konnte als dort, wo 
er unter den Augen der Kommissäre und 
ihnen leicht erreichbar gründlicher ver¬ 
kümmern mußte; aus ähnlichen Gründen 
verstehen wir die Dichte der Gemeinden 
in einzelnen Teilen Oberösterreichs, ins¬ 
besondere in den damals sehr wenig zu¬ 
gänglichen Gegenden um den Dachstein, 
auch auf dessen steierischer Seite; dazu 
kommen die evangelischen Gebiete der kon¬ 
servativen Bauern Oberösterreichs, die an 
den seelisch schwer und tief erarbeiteten 
Reformationsgrundsätzen trotz der Not we¬ 
sentlich verwurzelter festhielten, als jene 
Gebiete, die am öffentlichen Lebensstrom 
mehr teilnehmen. In diesen zuletzt ge¬ 
nannten Landschaften, die irgendwie auch 
oder besonders industriell eingestellt sind, 
hat erst die am Ende des 19. Jahrhun¬ 
derts einsetzende Eintrittsbewegung zu sehr
	        
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